Mag. Dr. Alfred Hödl
Studiengangsleiter Masterstudium Public Management; Leiter Forschungszentrum für Verwaltungswissenschaften
+43 1 606 68 77-3831
alfred.hoedl@fh-campuswien.ac.at
Das Forschungszentrum Verwaltungswissenschaften verbindet problemorientierte sozialwissenschaftliche Forschung, Praxis im öffentlichen Sektor (Beratung) und Lehre (Didaktik und Weiterbildung), um den Wissenstransfer zwischen den Bereichen Forschung, Lehre und Praxis aktiv gestalten und unterstützen zu können.
Ziele des Zentrums liegen in der Forschung im Bereich des öffentlichen Sektors und in der Unterstützung der öffentlichen Verwaltung und öffentlichen Wirtschaft bei der Entwicklung von Kompetenzen, um die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft aktiv bewältigen und einen fairen, inklusiven, responsiven und gemeinwohlorientierten Staat gestalten zu können. Mitwirkung an dieser Transformation der österreichischen Verwaltung bedeutet – über die Lehre hinaus – Forschung mit praktischer Relevanz und Übersetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis sowie engen Austausch mit Mitarbeiter*innen der öffentlichen Verwaltung, die als Public Manager*innen große Verantwortung für die Gestaltung der Gesellschaft tragen.
Wissen nimmt in einer Organisation unterschiedliche Formen an. In seiner „festen“ Form, als eine Art Ressource für spätere Handlung, wird Wissen in Körpern und Artefakten (Dokumenten, Werkzeugen/Technologien, Räumlichkeiten) festgehalten, während es in seiner „fließenden“ Form in unterschiedlichsten Praxen der Organisation zum Ausdruck kommt. Quer zu diesem ersten Spannungsfeld befindet sich ein zweites, das zwischen Ausschlusslogik (Wissen zirkuliert nur zwischen bestimmten Organisationsmitgliedern) und Ausbreitungslogik (Wissen entfaltet seine Wirkung durch kollektive Ausbreitung und Sozialisation) liegt. Zugleich ist nicht jedes Wissen erwünscht, da es, möglicherweise unerwünschte oder veraltete, Praxen und Umgangsformen stabilisiert. Veränderungen der materiellen technologischen „Infrastruktur“ einer Organisation verursachen Verschiebungen und Verunsicherungen in beiden Spannungsfeldern.
Zugleich bringen technische Innovationen wie etwa Web 2.0 oder Telework-Ansätze neue Herausforderungen in Bereichen der Führung und Subjektivierung hervor. Wissens- und Technologiemanagement gewinnt gerade in Zeiten der Budgetknappheit, Überalterung der Gesellschaft und Personalknappheit in der Bundesverwaltung an Wichtigkeit, um einerseits das richtige Wissen (und die richtigen Kompetenzen) zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Bewältigung bestehender und neuer Herausforderungen zu besitzen, aber andererseits auch langfristig das organisationale Gedächtnis, Innovationsfähigkeit und Arbeitgeberattraktivität zu sichern.
Da diese Themen im Bereich Public Management sowohl in der Praxis als auch in der Organisations- und Verwaltungsforschung zunehmend an Bedeutung gewinnen, bildet der Themenkomplex "Organisationales Wissen und (neue) Technologien der Arbeit" einen Schwerpunkt des Kompetenzzentrums. Die Wissenschafter*innen des Kompetenzzentrums nähern sich den damit verbundenen Fragestellungen im Kontext der öffentlichen Verwaltung aus soziologischer und politikwissenschaftlicher Sicht. Dabei werden insbesondere praxistheoretische und ethnographische Forschungsansätze verfolgt. Durch die wissenschaftliche "Brille" der sozialen Praxis rücken geregelte, häufig routinierte Interaktionen von Menschen und materiellen Objekten (wie Räumen, Technologien oder Dokumenten) ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Von besonderem Interesse ist dabei die Rolle des Wissens in Organisationen, etwa des eingeschriebenen und verkörperten Wissens oder verteilter Wissensbestände. Neben den Praktiken des Wissensmanagements sind beispielsweise auch organisationale Narrative und Mythen des Wissens (deren Konstruktion und Wirkungsentfaltung in der Praxis) Gegenstand der Forschung. Der Zugang der sozialen Praxis versteht wichtige Kategorien der Sozialforschung, wie z.B. Sinn, Identität, Rolle, Affekt, Organisation, Wissen, Macht, Staat, als vorerst durch Praxis produziert und bietet so einen besonderen Blick auf Verwaltungsorganisationen und -abläufe. Träger*innen der untersuchten sozialen Praktiken sind dabei nicht nur Menschen, sondern auch Artefakte, d.h. materielle Objekte, die konkrete Praktiken und deren Ausführung stabilisieren und Wissensbestände tragen. Insofern wird auch der Technik und neuen Arbeitsformen (einschließlich neuer Konfliktfelder), wie etwa Digitalisierung und Heimarbeit, sowie damit zusammenhängenden Fragen der Organisationskultur und -struktur ein wichtiger Stellenwert zugeschrieben.
Folgende Forschungsinteressen werden u.a. in diesem Schwerpunkt bearbeitet:
Moderne Gesellschaften sind durch zunehmende Vielfalt und eine Pluralität sozialer und politischer Standpunkte und Anliegen gekennzeichnet. Analytisch lässt sich diese Diversität u.a. entlang der Achsen Ethnizität (Migration, Minderheiten, Sprachenvielfalt etc.), Gender und soziale Schichten aufschlüsseln. Der wachsenden gesellschaftlichen Vielfalt stehen allerdings auch Exklusions- und Segregationsprozesse gegenüber, die sich u.a. in sozialer und räumlicher Hinsicht äußern und ihren politischen Ausdruck in Abschottungsbestrebungen und Radikalisierungstendenzen finden können. Die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft birgt damit sowohl großes gesellschaftliches Potential wie auch neue Herausforderungen.
Die Förderung von Vielfalt einerseits und sozialem Zusammenhalt andererseits ist ein wichtiger Grundpfeiler eines gemeinwohlorientierten Verständnisses von Public Management, wie es im Studiengang Public Management vermittelt wird. Public Manager*innen arbeiten in einem Spannungsfeld von gesellschafts- und organisationspolitischen Herausforderungen: Sie sind einerseits als "Manager*innen von Politik" gesellschaftsgestaltend tätig, andererseits als Angehörige von staatlichen/staatsnahen Organisationen selbst mit den Effekten sozialer Veränderungen konfrontiert. Als "Manager*innen von Politik und Öffentlichkeit" müssen sie z.B. Exklusions-, Desintegrations- und Radikalisierungstendenzen in der Gesellschaft entgegensteuern (z.B. durch Deradikalisierungsprogramme). Als Organisationsangehörige sind sie häufig im eigenen Arbeitsumfeld mit Inklusionsprogrammen (z.B. Vorgaben des Nationalen Integrationsplans für Integration; Diversityförderung) befasst.
Die Forschung im Schwerpunkt 'Inklusion – Exklusion' des Kompetenzzentrums für Verwaltungswissenschaften nähert sich den damit verbundenen Fragestellungen aus unterschiedlichen, interdisziplinären Perspektiven. Der Fokus liegt dabei:
Folgende breite Forschungsfragen leiten die Arbeit im Schwerpunkt an:
In unserer stets komplexer werdenden Gesellschaft und bei wachsenden Ansprüchen an den Umfang und die Qualität der Staatsleistungen sowie durch die in der Verwaltung enormen Auswirkungen der demografischen Entwicklung (z.B. werden bis 2028 rund 48% der Mitarbeiter*innen in den Ruhestand wechseln) steigt der Bedarf nach mit neuen – und klar definierten – Kompetenzen ausgestatteten Verwaltungsmitarbeiter*innen. Unter „Kompetenz“ wird dabei ein Bündel von Fertigkeiten, Wissen, Verhaltensmustern und Fähigkeiten, wie auch individuellen Erfahrungen und Einstellungen verstanden. Neue Praxen können nur durch die Einführung und aktive Nutzung neuer Kompetenzen oder durch reflektierte Anpassung von älteren, auch in neuen Kontexten brauchbaren, Kompetenzen entstehen.
Die Orientierung der Aus- und Weiterbildung sowie Personalpolitik der öffentlichen Verwaltung an sinnvollen und sorgfältig ausgewählten Kompetenzen hat vielschichtige Wirkungen. Sie bringt einen Fokus auf Leistung und Zweckorientierung mit sich, erhöht Transparenz bei der Rekrutierung von Personal und individueller Laufbahnplanung, wirkt sich positiv auf die Potenziale für Wissensmanagement, lernende Organisation und evidenzbasierte Entscheidungsfindung aus, und wirkt auch der parteipolitischen Vereinnahmung von Verwaltung entgegen. Voraussetzung dafür ist, dass die öffentliche Verwaltung weiß, welche Kompetenzen und welches Wissen gegenwärtig und zukünftig gebraucht werden. Anforderungs- oder Kompetenzprofile bilden dann die Grundlage für eine strategisch ausgerichtete Personalentwicklung.
Durch die steigende Komplexität der Verwaltungsaufgaben wird auch die Definition der "richtigen" Kompetenzen komplexer und umstrittener. Um diesen Herausforderungen Rechnung tragen zu können, wäre es wichtig, das Bewusstsein der Risiken der technischen Rationalität und der Entpolitisierung der Verwaltungstätigkeit (d.h. Behandlung von gesellschaftlich kontroversen Themen als bloß "technische" oder Managementprobleme) zu stärken. Dazu gehört auch die Fähigkeit, mit steigender Ambiguität und Komplexität der Fachmaterie und des Wissens über diese umzugehen: sowohl mit komplexen, verzwickten Problemen (sog. "wicked problems") und Perspektiven- und Interessensvielfalt, wie auch mit unvorhersehbaren Entwicklungen und Systemdynamiken. Aus diesem Grund sind für die Verwaltungsmitarbeiter*innen die sogenannten Metakompetenzen zentral; zu diesen zählen Querschnittsbereiche wie Demokratisierung und politische Bildung, Gemeinwohlorientierung und Ethik ebenso wie wissenschaftliche Kompetenzen, Systemdenken, sowie die Kompetenz zur selbstständigen Weiterbildung. Diese ermöglichen Individuen, ihre persönliche und fachliche Kompetenz und ihr Handeln gesamtheitlich zu reflektieren und sich selbstständig neue Inhalte und neues Wissen zu erschließen und zu erweitern.
Der Forschungsschwerpunkt "Kompetenzen, Aus- und Weiterbildung" beinhaltet:
Die Zielgruppen für Kompetenzaufbau sind dabei insbesondere aktuelle Mitarbeiter*innen der Verwaltung unterschiedlichster Verwendungen und ausgegliederter Organisationen (inkl. öffentlichen Unternehmen), wie auch zukünftige Mitarbeiter*innen im Rahmen einer berufsvorbereitenden Erstausbildung für die öffentliche Verwaltung bzw. den öffentlichen Sektor, aber auch andere, im Kontext der Public Governance relevanten, Zielgruppen.
Gesundheit und Wohlergehen
Hochwertige Bildung
Weniger Ungleichheiten
Nachhaltige Städte und Gemeinden
Frieden Gerechtigkeit und starke Institutionen
Studiengangsleiter Masterstudium Public Management; Leiter Forschungszentrum für Verwaltungswissenschaften
+43 1 606 68 77-3831
alfred.hoedl@fh-campuswien.ac.at
Lehre und Forschung
Lehre und Forschung
Studiengangsleiter Bachelorstudium Public Management
Lehre und Forschung
Lehre und Forschung
Lehre und Forschung
Lehre und Forschung
Wissenschaftliche Mitarbeit
Leitung: Mag. Dr. Marlon Possard, MSc, MA (Leiter)
Leitung: Mag. Dr. Mario Steyer
Leitung: FH-Prof.in Dr.in Julia Dahlvik
Leitung: Dr.in Karin Schönpflug
Leitung: Mag.a Dr.in Julia Dahlvik, MA
Leitung: DI Michal Sedlacko, PhD MSc
Leitung: DI Michal Sedlacko, PhD MSc
Die Publikationen dieses Kompetenzzentrums finden Sie in unserer Publikationsdatenbank.
Das 21. Jahrhundert hält einige Umwälzungen für die öffentliche Verwaltung bereit. Hatten Stempelmarken und Formulare dort jahrzehntelang ihren natürlichen Lebensraum, sind heute Good Governance, Big Data, Gemeinwohlorientierung und Wissensmanagement im öffentlichen Sektor heimisch. Innovation und Forschung fallen auf fruchtbaren Boden – und kommen auch aus den Studiengängen Public Management und dem neuen Forschungszentrum Verwaltungswissenschaften, wie Studiengangsleiter Günter Horniak erläutert.
Zum Interview