Simulationstrainings sind für viele Settings im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege ein wichtiges Tool zur Weiterentwicklung von Kompetenzen. Für die Trainer*innen beginnt das Training allerdings schon weit vor der tatsächlichen Session. Carina Maringer, Lehrende im Department Angewandte Pflegewissenschaft und geprüfte CRM-Instruktorin (Crisis Resource Management), über die Rolle der Simulationstrainer*innen und die Benefits dieser Trainingsmethode.
Klassischerweise Notfallmanagement, alles, was kritische Situationen betrifft, worauf schnell reagiert werden muss. Aber ebenso eignet sich auch alles, was die Kommunikation betrifft. Es können alle Aspekte der Kommunikation erfasst werden in einem Simulationstraining. Zusätzlich eignen sich beispielsweise postoperative Settings und ebenso kann der Fokus auch auf gemeinsamer Teamarbeit und Organisation im Team liegen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, Simulationstrainings sind einfach was sehr, sehr wertvolles, weil es einen geschützten Rahmen bietet, in dem sich alle Teilnehmenden ausprobieren dürfen und Wissen aneignen können. Wir haben sehr realitätsnahe Settings, die gut angeglichen sind, an die Praxis, und dadurch haben wir einfach die Chance, mit den Studierenden oder auch selbst als Teilnehmende zu üben. Dieser Rahmen bietet uns die Möglichkeit Fehler zu machen, ohne lebensbedrohliche Konsequenzen zu erwarten. Und genau darauf zielen wir ab, damit Leute in einem geschützten Setting trainieren dürfen, Fehler bewusst machen dürfen, um sie dann auch aufzuarbeiten.
Das gesamte Simulationstraining ist ein sehr langer Prozess. Also zunächst muss gut überlegt werden, in welche Lehrveranstaltung bettet man dieses Szenario ein? Wie baut man es konkret auf? Und in diesem Aufbau, sprich in diesem Design, müssen natürlich auch schon alle Aspekte bedacht werden. Wenn ein Szenario zu gut läuft, das heißt, Studierende oder Teilnehmende einfach sehr schnell auf die Lösung kommen, wie kann man "Szenariosaver" einsetzen? Wie kann man aber auch den Studierenden oder Teilnehmenden vielleicht ein bisschen weiterhelfen, falls das Szenario ins Stocken gerät oder zur Überforderung führen sollte. Aber, was der Hauptpunkt ist in jedem Szenario: Wir müssen die Studierenden und Teilnehmenden begleiten. Das heißt, diese psychologische Sicherheit müssen wir einfach bieten, damit die Studierenden wirklich angstfrei in diese Szenarien reingehen können und den größten Benefit aus dem ganzen Training einfach für sich rausholen können. Und da ist es für jeden Lehrenden, der/ die mit Simulationen betraut ist, ganz wichtig, den Studierenden über die Kommunikation sehr, sehr viel zu vermitteln, und ihnen auch vorneweg die Angst zu nehmen. Damit sie einfach wirklich offen in dieses Szenario reingehen und sich auch darauf einlassen, weil es ja doch etwas Neues ist. Es grenzt sich natürlich ab vom Theorieunterricht, ganz klar, aber natürlich auch vom Skillstraining, was wir schon sehr lange praktizieren. Es ist tatsächlich eine praxisnahe Situation, die bewältigt werden muss. Dann kommen Kameras dazu oder Video, die Tonaufnahme, Simulationsmodelle, die einfach schon ein bisschen fortgeschrittener sind und mit ihnen sprechen können. Das sind ganz diverse Aspekte, mit denen sie konfrontiert werden, und der Simulationstrainer oder die Simulationstrainerin muss die Studierenden wirklich gut auffangen können und sie gut durch begleiten können.
Das kommt ganz auf das Design an, auf das individuelle Szenario. Aber, was man grundsätzlich sagen kann, die Gruppengrößen sind sehr, sehr klein gehalten, das heißt, es soll ein intimer Rahmen sein, um eben auch diese psychologische Sicherheit wieder zu gewährleisten. Damit nicht 20 Leute aus der Kohorte, zum Beispiel, zusehen, sondern es werden eher Gruppengrößen zwischen zwei und sechs Personen gewählt.
Also auf alle Fälle mal die kommunikative Fähigkeit, das ist ganz, ganz wichtig. Diese klare Kommunikation, wertfreie Kommunikation, um wirklich diese angstfreie Situation erschaffen zu können. Aber es braucht natürlich auch eine gewisse Kompetenz in diesem Bereich der Lehrveranstaltung. Es braucht eine Kritikfähigkeit, weil, was man einfach klar sagen muss, Simulationstraining ist stetig in der Weiterentwicklung, und gerade, wenn damit begonnen wird, ist niemand fehlerfrei, und auch wir als Lehrpersonen können Fehler machen, um daraus zu lernen und sie für nächste Szenarien zu optimieren. Das ist ganz wichtig. Die Selbstreflexion ist ein weiterer wichtiger Punkt, dass wir uns einfach selbst reflektieren, was ist gut gelaufen, was nicht, wo müssen wir selbst noch an uns schärfen?
Klassischerweise würde ich jetzt sagen, alles ist wichtig. Logischerweise. Also das Briefing, die gute Vorbereitung. Aber tatsächlich den größten Benefit können wir aus dem Debriefing rausholen. Das Debriefing, welches direkt im Anschluss an ein Szenario stattfindet und wir mit den teilnehmenden Studierenden in die Reflexion gehen: Was ist gut gelaufen, was könnte noch optimiert werden? Damit sie da einfach noch über diese Situation reflektieren können. Wie haben sie sich selbst wahrgenommen, wie haben sie die Kommunikation mit anderen wahrgenommen? Und so vielleicht für sich selbst Verbesserungspotenzial erkennen oder eben auch andere Feedbacken können, und natürlich auch an die Simulationstrainer und -trainerinnen rückmelden, was sie eventuell noch gebraucht hätten.
Also, am meisten Spaß machen natürlich die Szenarien, wenn man dann plötzlich nur ein gewisses, begrenztes Briefing bekommt und in diese Situation hineinkommt und diese dann erarbeiten muss. Aber das Herausforderndste war tatsächlich das Debriefing. Die Kommunikation, diese verschiedenen Kommunikationstechniken, die es gibt, diese dann zu üben, das war schon sehr spannend. Zusätzlich ertappt man sich selbst bei den Übungen, dass die eigenen Fragestellungen durchaus noch optimiert werden könnten.