Bachelor
Logopädie – Phoniatrie – Audiologie
Vollzeit
Marion Obermayr, Studentin im Bachelorstudium Logopädie – Phoniatrie – Audiologie, zum Zeitpunkt der Wintergames der Special Olympics im März 2017, im vierten Semester.
Früher war ich selber Leistungssportlerin und auch bei internationalen Wettkämpfen dabei, später dann als Trainerin. Ich habe mich einfach gefreut auf diese ganz bestimmte Wettkampf-Atmosphäre und das internationale Flair. Ich habe es mir einfach toll vorgestellt, das mit meiner fachlichen Neugierde und konkret was tun zu dürfen, zu verbinden. Ich hatte schon zwei Praktika im Kindersprachebereich. In der Audiologie zu arbeiten, war jetzt mal ganz was anderes.
Am ersten Tag war ich an der Station, an der das Screening des Innenohrs durchgeführt wurde. Ich konnte gefühlt tausende Male diese Sonde ins Ohr halten. Es ist wichtig, das ganz viel zu wiederholen. Denn jedes Ohr ist anders. Außerdem sind natürlich individuell unterschiedliche Ängste vorhanden – oder auch nicht. Erklärungen nötig – oder auch nicht. Und das einen ganzen Tag machen zu können, war echt gut.
Wir waren drei Tage vor Ort. Ich war dann noch an zwei weiteren Stationen. Da haben wir unter anderem Kurzberatungen für die Athlet*innen gemacht oder Empfehlungen zu HNO-Untersuchungen abgegeben. Mit so vielen verschiedenen Patient*innen und Ohren konfrontiert zu sein, war schon einmalig. Wir wussten ja vorher nicht, ob die Athlet*innen gut hören oder nicht. Ich war durchaus sensibilisiert darauf, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten, das war für mich nicht neu. Neu war allerdings diese betreuende und therapeutische Situation. Für jede und jeden herauszufinden, wie ist das Nähe-Distanz-Gefühl? Wie kommt man auf eine gute Kommunikationsebene? Aber das gilt ja für alle Menschen. Das so geballt üben zu können, war einmalig! Das habe ich so nicht erwartet. Da waren viele Lerneffekte für mich dabei.
Ob im Team, unter den Athlet*innen, den Leiter*innen der Sektion Healthy Hearing oder den Clinical Supervisors – das waren Mentor*innen, die als Unterstützung für uns da waren – es war so eine irrsinnig gute Grundstimmung und so ein Austausch bei allen. Und wann gibt es schon die Gelegenheit, sich mit einer amerikanischen Ärztin austauschen zu können? Das war schon beeindruckend!
Es gab sehr berührende Momente. Etwa wenn man merkt, dass viele der Athlet*innen in ihren Heimatländern keine ausreichende medizinische Versorgung haben. Deswegen ist das Healthy Hearing-Programm bei den Special Olympics so wichtig! Weil es den Sportler*innen aus allen Ländern ermöglicht, vernünftige Versorgung zu bekommen – und sie bekommen alle die gleiche Versorgung. Damit können wir uns alle, glaube ich, irrsinnig gut identifizieren, das ist einfach ein schöner Gedanke!
Schön waren auch so Erlebnisse, wie das Floorhockey-Match der österreichischen Mannschaft gegen Indien. Da war eine irre Stimmung, obwohl leider wenige Zuschauer*innen waren. Die Athlet*innen waren sehr stolz, dass der ORF überträgt.
Ein besonders schönes Erlebnis war die Situation, als ich mit einer Athletin zu tun hatte, die panische Angst vor der Untersuchung, aber auch vor mir hatte. In den drei Minuten, die das dauerte, hat sie Vertrauen geschöpft und wir haben die Untersuchung gut abgeschlossen. Das habe ich nicht erwartet, das fand ich sehr berührend.
… gemeinsam. Man wird wirklich ganz stark drauf gestoßen, worum es geht. Sich mit anderen vernetzen, andere treffen und sich um andere kümmern. Drauf zu schauen, dass alle die gleichen Chancen haben. Dass jeder da sein darf. Das erlebt man bei den Special Olympics geballt und konzentriert!