Bachelor
Sozialmanagement in der Elementarpädagogik
berufsbegleitend
Im Rahmen der Campus Lectures war Mag.a Edith Svec-Brandl BEd. von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt der Landesstelle Wien zu Gast. Sie regt zur sensiblen Betrachtung unterschiedlicher Faktoren an, die den Balanceakt zwischen Sicherheitsbewusstsein und gesundheitsförderndem Alltag im Kindergarten beeinflussen. Edith Svec-Brandl ist Volksschullehrerin, Gesundheitswissenschafterin, Kinesiologin, Vortragende an der PH Wien und PH Graz sowie im Wiener Netzwerk Gesunde Schule.
Kinder haben heute immer weniger die Möglichkeit, sich zu erproben. Das führt dazu, dass sie weniger Körperbewusstsein entwickeln, motorisch ungeschickter und unsicherer werden. Als weitere Unfallursachen werden Impulsivität und Aufmerksamkeitsdefizite gesehen.
Die verschiedenen Einflussfaktoren sind komplex: Sowohl technische, organisatorische als auch personelle Faktoren bilden die Grundlage für die Prävention von Kinderunfällen.
Die jeweilige Situation ist immer individuell zu beurteilen. Pädagog*innen, Kinder und Eltern bringen ihre persönlichen Voraussetzungen, wie unterschiedliche Handlungskompetenzen, Verhaltensweisen und Erwartungen mit. Örtliche Rahmenbedingungen wie Personalmangel, räumliche Ausstattung, eine gute Koordination im täglichen Kindergartenalltag und eine gesundheitsförderndes Betriebsklima beeinflussen zusätzlich ein sicheres und befriedigendes Zusammenleben. Und gesellschaftliche Entwicklungen wie Bewegungs- und Fitnessmängel zeigen sich auch schon bei Kindergartenkindern und können zum Unfallrisiko beitragen.
Der Ansatz der AUVA ist es, die Kompetenzen der Kinder so zu stärken, dass sie ein gesundheits- und sicherheitsbewusstes Verhalten entwickeln können. Dies umfasst alle pädagogischen Maßnahmen die Kindern helfen, mit Gefahren in ihrer Lebenswelt umgehen zu lernen.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass folgende Kompetenzen für eine Unfallprävention, wichtig sind: Motorische Kompetenz, Verkehrskompetenz, Wahrnehmungskompetenz, Risikokompetenz, Gefahrensensibilisierung und sozial-emotionale Kompetenz.
Auf die sozial-emotionale Kompetenz, die in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt, haben die Eltern selbst großen Einfluss. Sie bringen Kindern bei, wie sie mit Emotionen und Stress umgehen und welche Bewältigungsstrategien sie sich aneignen. Im Fall von Defiziten können Kinder mit bestimmten Situationen verbundene Gefühle nicht einordnen und damit die Situation als Ganzes nicht richtig einschätzen und wahrnehmen. Verhaltensauffälligkeiten und Defizite in diesem Bereich scheinen häufiger zu werden. Das kann das Unfallrisiko erhöhen und letztlich die Arbeit der Pädagog*innen erschweren. Je genauer die Pädagog*innen die Familiensituationen kennen, desto konkreter können sie das persönliche Unfallrisiko einschätzen und in ihre pädagogische Arbeit einfließen lassen.
Die Grenzen der Verantwortung der Pädagog*innen ergeben sich aus der Judikatur der Höchstgerichte zur Aufsichtspflicht. Die Gerichte legen folgenden Maßstab an: Bei der Beurteilung einer Gefahrensituation wird hinterfragt, was ein vernünftiger Mensch unternehmen muss, um zu verhindern, dass ein Kind zu Schaden kommt oder Dritte geschädigt werden. Berücksichtigt werden das Alter, die Eigenart und der Charakter des Kindes sowie der jeweilige Entwicklungsstand. Um für Kinder Freiräume zum Lernen zu schaffen, müssen immer Sicherheitsaspekte und pädagogische Gesichtspunkte gegeneinander abgewogen werden. Richter verlangen nicht, Kinder von allen gefährlichen Situationen fernzuhalten, sondern sie zu befähigen, zu lernen, verantwortungsbewusst damit umgehen. Lernprozesse können klarerweise nicht völlig schmerzfrei ablaufen. Von den Pädagog*innen wird gefordert, dass sie einen Rahmen bieten, in dem Kinder sich aktiv erproben können - auch wenn sie möglicherweise stürzen. Sehr streng ist der richterliche Maßstab jedoch, wenn es darum geht, Kinder vor unvertretbaren Risiken wie Unfälle im Zusammenhang mit Strom, Vergiftungen, Verbrennungen, Glasbruch oder Strangulation zu schützen.
Kindergartenpädagog*innen sind im Beruf ohnehin vielfältigen Belastungen ausgesetzt, was nicht selten in Erkrankungen, Krankenständen und Ausstiegsszenarien aus dem Beruf mündet. Um dem entgegen zu wirken, möchte ich das Bewusstsein dafür schärfen, zu erkennen, was sie ändern können und wofür sie nicht verantwortlich sind. Es kann helfen und entlasten, sich kurze Auszeiten während des Tages zu nehmen und sich mit Kolleg*innen auszutauschen. Nachhaltige Gesundheit am Arbeitsplatz setzt voraus, dass Pädagog*innen sich selbst gesundheitsorientiert verhalten und dass sie motiviert sind, ihr Verhalten gegebenenfalls auch zu ändern. Die bei der Sicherheitserziehung zusammenspielenden Faktoren sind insgesamt so komplex, dass ich im Ergebnis leider keine allgemeingültigen Empfehlungen geben kann.
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