Weltweit nimmt die Zahl der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen zu. Schätzungen zufolge sind in Österreich bereits mehr als 20 Prozent betroffen - Tendenz steigend. Das Risiko und die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Übergewicht krank zu werden, ist hoch. Oft leiden übergewichtige und adipöse Menschen (ab einem BMI von über 30) an Stoffwechselerkrankungen und da vor allem an Diabetes Typ 2, dem sogenannten "Altersdiabetes".
Anders als bisher tritt diese Form des Diabetes aber nicht mehr nur bei Menschen ab 60 auf. Zunehmend erkranken bereits Jugendliche daran, insbesondere bei entsprechender genetischer Prädisposition. Diabetes Typ 2 beginnt meist schleichend und wird in vielen Fällen zu spät erkannt. Da Stoffwechselerkrankungen die Blutgefäße schädigen, haben Kinder und Jugendliche dann auch noch ein stark erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Erwachsenenalter. "Der Anstieg von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen bereitet uns große Sorgen und ist gesundheitsökonomisch ein echtes Problem", sagt Martina Fondi von der FH Campus Wien.
Die Biomedizinische Analytikerin forscht gemeinsam mit der MedUni Wien an einer möglichst frühen Diagnostik von Stoffwechsel- und ihren Folgeerkrankungen bei übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen. Ansatzpunkt für eine frühe Diagnostik sind Entzündungen im Fettgewebe von Übergewichtigen und Adipösen. Chronische "kalte" Entzündungen (sogen. Metaflammationen) gelten als Risiko für Diabetes Typ 2. Sie entstehen im Fettgewebe und lösen weitere Entzündungen im Körper aus. Verantwortlich für das Entstehen von chronischen Entzündungen im Fettgewebe ist auf genetischer Ebene das Enzym HO-1. Adipöse Menschen mit einer hohen Konzentration von HO-1 haben ein größeres Diabetes-Typ-2-Risiko.
Im Rahmen einer Studie hat jetzt Eva Schrefl, Absolventin des Master-Lehrgangs Biomedizinische Analytik, eine Signatur entwickelt, mit der man in der Analytik anhand von HO-1 sehr früh feststellen kann, ob im Fettgewebe chronische Entzündungen entstehen werden oder nicht. Untersucht wurden die Blutproben von 200 übergewichtigen und adipösen Proband*innen im Alter von 10 bis 14 Jahren, die am Programm "Enorm in Form" der Wiener Gebietskrankenkasse teilgenommen haben. Nach sechs Monaten Ernährungs- und Bewegungstherapie konnte nicht nur das Gewicht reduziert werden. Auch die entzündungsauslösenden Parameter waren gesunken und damit das Risiko von späteren Folgeerkrankungen.
Die Studie hat gezeigt, dass die Anzeichen für chronische Entzündungen frühzeitig reduziert werden können, wenn übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche gut auf Gewichtsreduktion durch gesunde Ernährung und Bewegung reagieren. Auf dieser Basis kann künftig an neuen Therapieansätzen geforscht werden. "Je besser wir die Mechanismen kennen, die zum Entstehen von Folgeerkrankungen führen, umso eher können wir auch neue - medikamentöse und immunologischen - Therapien entwickeln, um die Folgen von Adipositas besser in den Griff zu bekommen", sagt Martina Fondi.
Die Ergebnisse der Studie von Eva Schrefl werden demnächst in einem international renommierten wissenschaftlichen Journal veröffentlicht werden. Bisher wurde die Forschungsarbeit zur Früherkennung von Folgeerkrankungen von Adipositas im Bereich Biomedizinische Analytik von der FH Campus Wien finanziert. Sie wird jetzt in einem durch Drittmittel finanzierten Folgeprojekt fortgesetzt werden. Geforscht wird künftig gemeinsam mit der MedUni Wien, dem Hanusch-Krankenhaus und der Sigmund Freud Privatuniversität.
Im Rahmen der Zukunftsgespräche diskutieren Expert*innen über die Grenzen des menschlichen Lebens, über ethische Dimensionen und einen verantwortungsvollen Umgang mit Forschungsergebnissen und neuen medizinischen Technologien.
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