30. September 2019

Angewandte Pflegeforschung – gebündelte Kompetenz im Dienste der Gesundheit

 

Das neu eröffnete Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung forscht interdisziplinär zum Wohle der Patient*innen.

Gruppe von Männern und Frauen links davon eine Pflegeroboter

Die Angewandte Pflegewissenschaft ist zwar eine sehr junge Wissenschaft, dennoch steht ihr hoher Stellenwert fest – vor allem in Anbetracht der Tatsache, wie viel Geld in Maßnahmen für Gesundheit jährlich fließen. Die FH Campus Wien leistet im neuen Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung mit Forschungsarbeit im eigenen Bereich und auch darüber hinaus, im interdisziplinären Feld einen substanziellen Beitrag zur Qualitätssicherung und Evidenzbasierung in der Gesundheits- und Krankenpflege. Für die Leitung des Kompetenzzentrums zeichnet Elisabeth Haslinger-Baumann verantwortlich. Forschung fürs Gemeinwohl – diese Vision stand bei der Eröffnungsfeier mit Expert*innen aus dem Gesundheitswesen im Mittelpunkt.

Starke Verbindung von Forschung und Lehre

Der engen Verknüpfung von Lehre und Forschung kommt große Bedeutung zu, denn Lehre wirft Forschungsfragen auf und Forschungsergebnisse fließen in die Lehre zurück. Diese Beziehung wird im Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung der FH Campus Wien noch mehr gestärkt. „Seit 2010 werden Forschungsprojekte auch auf Studiengangsebene abgewickelt“, so Roswitha Engel, Leiterin des Departments Angewandte Pflegewissenschaft. „Allein im heurigen Jahr haben Studierende bereits 350 Forschungsstunden beigetragen.“ Die Forschungsprojekte des Kompetenzzentrums sind in nationale und internationale Netzwerke mit externen Kooperationspartner*innen aus Industrie und Wirtschaft eingebettet. Daneben bestehen genauso mit Partner*innen aus dem Gesundheitsbereich, wie dem Wiener Krankenanstaltenverbund, Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder und Vinzenz-Gruppe enge Forschungsverbindungen.  

Forschung braucht Strukturen

Forschung, die den Bereich Gesundheits- und Krankenpflege unterstützt, habe sich bis jetzt leise im Hintergrund vollzogen, resümierte Sabine Pleschberger, Leiterin der Abteilung Gesundheitsberufe bei der Gesundheit Österreich GmbH. Mit dem Kompetenzzentrum habe die Pflegeforschung nun ein Dach bekommen. „Das Dach braucht es, um gesehen zu werden und Wind und Wetter in der doch auch rauen Forschungslandschaft besser trotzen zu können.“ Entsprechende Strukturen sind Voraussetzung für hochwertige Forschungsarbeit: Diese Strukturen umfassen die Möglichkeit zur nationalen und internationalen Vernetzung der Forscher*innen, sich bei Tagungen und Kongressen auszutauschen genauso wie Unterstützung bei Forschungsanträgen oder Einreichungen bei Ethikkommissionen. Hierfür gute Voraussetzungen schaffe das neue Kompetenzzentrum der FH Campus Wien, so Pleschberger.

Neun Mal gebündelte Forschungskompetenz

Bei der Vorstellung des neuen Kompetenzzentrums zeigte sich Heimo Sandtner, Vizerektor für Forschung und Entwicklung, mit dem Erfolg der Forschungs- und Entwicklungsstrategie der FH Campus Wien höchst zufrieden. „Mit dem Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung starten wir unser neuntes Kompetenzzentrum und bündeln somit wichtige Forschungsressourcen. Dank der stetig wachsenden Anzahl an Forschungsprojekten zählt unsere Fachhochschule zu den drei forschungsstärksten FHs Österreichs.“ Und weiter: „Mit Stand Ende Juli 2019 können wir einen Auftragsstand für Forschungsprojekte von über 10 Millionen Euro verbuchen.“

Vom Roboter fürs Entertainment bis Schulungskonzept im Krankenhaus

„Wesentlicher Eckpfeiler unserer Forschung ist die Interdisziplinarität“, weiß Elisabeth Haslinger- Baumann, Leiterin des Kompetenzzentrums für Angewandte Pflegeforschung. Die meisten aktuellen Forschungsprojekte bewegen sich an der Schnittstelle von Angewandter Pflegewissenschaft, Gesundheitswissenschaften und Technik.
Das Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung an der FH Campus Wien fokussiert vier Forschungsfelder. In den Bereich Evaluation Research in Health Care and Nursing fallen beispielweise die Evaluierung des Webgames “Das Virtuelle Krankenhaus für Studierende in der Gesundheits- und Krankenpflege“ oder die wissenschaftliche Begleitung des Projekts „Aus’m Nähkästchen“, bei dem es um gesundheitsfördernde Informationen zum Thema Frauengesundheit geht. „Unser erstes großes interdisziplinäres Forschungsprojekt, die Entwicklung des intelligenten Trinksystem Drink Smart, bezog sich auf das Forschungsfeld Active and Assisted Living (AAL)“, so Elisabeth Haslinger-Baumann. In diesem Forschungsfeld geht es um technische Hilfsmittel, die vor allem ältere Personen zu Gute kommen. Die Mitarbeit bei der Entwicklung eines sozial assistiven Roboters im Projekt ReMIND oder der DEA – Lebensfreude Demenzapp, die Angehörige von Demenzerkrankten unterstützt, repräsentieren ebenfalls die Pflegeforschung im Bereich AAL. Weitere Forschungsfelder sind Evidence Based Practice in Health Care and Nursing Research sowie Research in Health Promotion and Prevention in Health Care and Nursing.

Wissensgewinn durch forschendes Lernen

Forschendes Lernen ist an der FH Campus Wien als didaktisches Prinzip implementiert – beispielsweise durch Integration von Lehrveranstaltungen oder von Bachelor- und Masterthesen in Forschungsprojekte. Dies fördert auch den Forscher*innennachwuchs. „Studierende gestalten ein Forschungsvorhaben in seinen wesentlichen Phasen mit, sammeln Erfahrungen und reflektieren“, erläutert Simone Grandy, Lehrende und Forschende im Department Angewandte Pflegewissenschaft. Der Fokus liegt auf anwendungsorientierter Forschung. Erfolgreiche Beispiele sind etwa die Evaluationsstudie „Gesund älter werden in Wien“ im Auftrag der Wiener Gesundheitsförderung oder das Forschungsprojekt INCoPAS, in dem konkrete Informationsbedürfnisse der Bezugspersonen von Schlaganfallbetroffenen im akutstationären Setting erhoben werden. EduDemAkut beschäftigt sich mit der Erhöhung der Pflegequalität, aber auch mit der psychischen Entlastung der Pflegepersonen im Kontext der Betreuung von Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus.

Weiterführende Informationen:

Fotogalerie der Eröffnungsfeier am 24.9.2019

Angewandte Pflegewissenschaft