21. Juli 2014

FH Campus Wien und Volkshilfe starten Forschung zu Kinderarmut

 

Die FH Campus Wien und die Volkshilfe Österreich wollen zukünftig gemeinsam Forschungsprojekte zu Fragen der Sozialarbeit durchführen. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten VertreterInnen beider Einrichtungen Ende Juni. Als erstes Thema wird die Kinderarmut im Fokus stehen.

Anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung ist einer der Kernbereiche der FH Campus Wien. Im Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit werden etwa psychosoziale Problemlagen analysiert und deren Ursachen erforscht. Um praxisrelevante Ergebnisse zu erzielen, arbeitet das Kompetenzzentrum eng mit AnbieterInnen sozialer Dienstleistungen zusammen. Die Volkshilfe ist eine der größten davon.

Elisabeth Raab-Steiner leitet das Kompetenzzentrum und den Masterstudiengang Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit. Sie erläutert das geplante Forschungsprojekt: "Einerseits geht es um die Entwicklung präventiver Maßnahmen, um Kinderarmut erst gar nicht entstehen zu lassen. Andererseits wollen wir Handlungsstrategien für die Arbeit mit betroffenen Kindern und deren Familien entwickeln." Von der Kooperation mit der Volkshilfe erwartet sich Raab-Steiner die wechselseitige Ergänzung von Praxis, Forschung und Lehre.

Forschung als Beitrag zur Qualitätssicherung

"Qualitätsentwicklung und -sicherung ist ein wesentlicher Teil unserer Arbeit. Daher ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeiten", betont Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich. "Dank der engen Zusammenarbeit mit der FH Campus Wien können wir die Synergie zwischen Wissenschaft und Praxis, vor allem zwischen Sozialarbeitswissenschaft und angewandter Sozialarbeit, optimal nutzen", so Fenninger.

Kinderarmut in Österreich

15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind in Österreich akut armutsgefährdet – um zwei Prozent mehr als in der Gesamtbevölkerung. In absoluten Zahlen sind das 234.000 Kinder, wie die Volkshilfe 2013 in einer Vorgängerstudie festhielt. Armut zeigt sich nicht nur in einem Mangel an Geld oder Spielsachen. Die materielle Einschränkung führt auch zu einem schlechteren Zugang zu kulturellen Aktivitäten, einem Startnachteil bei der Bildung und Schwierigkeiten beim Kontakt mit Gleichaltrigen. Oft können armutsgefährdete Kinder keine FreundInnen einladen, weil die Wohnung zu klein ist oder weil sie sich für ihre Wohnverhältnisse genieren. Wer nicht am Schulschikurs dabei ist oder ins Schwimmbad mitkommt, vielleicht auch kein Smartphone mit Internetzugang hat, versäumt viel bei der Cliquenbildung. Um das zu kompensieren, fallen benachteiligte Kinder und Jugendliche oft auf, verhalten sich aggressiv oder ziehen sich komplett zurück.

Österreich hat in der Bekämpfung von Kinderarmut viel Aufholbedarf. In der UNICEF-Studie „Measuring child poverty“, in der 2013 neben dem materiellen Wohlstand Dimensionen wie Gesundheit und Sicherheit, Bildung, Verhalten und Risiken sowie Wohnen und Umgebung untersucht wurden, rangiert Österreich auf Platz 18 von 29 Ländern. Die Niederlande liegen klar an erster Stelle, gefolgt von den nordischen Ländern Finnland, Island, Norwegen und Schweden.

Die Arbeit mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen ist ein zentrales Handlungsfeld der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Die FH Campus Wien bietet im Department Soziales zwei Bachelorstudien, zwei Masterstudien und einen Masterlehrgang an.

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