5. Oktober 2017

Gesundheit von morgen ist der Rede wert

 

Die Drei-Länder-Tagung ‚Gesundheitsberufe – Wege in die Zukunft‘ ist eine internationale Diskussions- und Bildungsfläche für fachinteressiertes Publikum aus dem Gesundheitsbereich. Von 28. bis 29.9. diskutierten 244 Teilnehmende über die Herausforderungen von Gesundheitsprofessionals in der Zukunft.

Dr. Thomas Czypionka (c) FH Campus Wien

Multimorbidität zwingt zum Umdenken

Dr. Thomas Czypionka, stellvertretender Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) und Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik in Wien, griff in seiner Keynote die Herausforderung der Multimorbidität in der Gesundheitssystementwicklung heraus. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird sich die Zahl der mehrfach chronisch Kranken vervielfachen. Neben den Behandlungskonflikten zwischen den Leitlinien der einzelnen Erkrankungen komme es zu einer Polypharmazie, da jede Erkrankung ein eigenes Medikationsspektrum erfordere. Alleine die Vielfältigkeit der Kombinationen brauche bei Multimorbiditätsbildern eine andere Herangehensweise. Hier sei ein Wechsel von der problemorientierten zur zielorientierten Medizin nötig, bei der vor allem persönliche Präferenzen der PatientInnen, die ganzheitliche medizinische und soziale Sicht, ein individueller Versorgungsplan und Unterstützung im Selbstmanagement Ziel sein sollen. Das erfordere vielfache Kompetenzen der verschiedenen Gesundheitsberufe und eine intensivierte Zusammenarbeit. Im zweiten Teil seines Vortrags gelangte Czypionka zu den Organisationsformen ‚Primary Care‘ und ‚Complex Care‘ (am Beispiel Englands) und erörterte den Aufbau des Personalstabs. In solchen umfassenden Versorgungsstrukturen seien in Zukunft auch in den gesundheitsverwandten Berufen betriebswirtschaftliches Wissen und Management-Qualitäten gefragt; da gäbe es noch massiven Bedarf an Support. Die gestiegenen Anforderungen an Gesundheitsprofessionals bedürfen der Ergänzung der Ziele der Gesundheitspolitik in Hinblick auf die Arbeitszufriedenheit des Personals.

Was stärkt und hindert den interprofessionellen Dialog

Ass. Prof. Attila Dobos vom Department of Social Sciences der Semmelweis Universität in Budapest befragte das Publikum interaktiv nach Berufszugehörigkeiten. 12% wiesen sich als Teilnehmende ohne Gesundheitsprofession aus, in der Überzahl Personen mit einem Gesundheitsberuf aber mit Zweitausbildung in einem gesundheitsfernen Fach, und Gesundheitsfachleute mit zwei oder drei Ausbildungen in verschiedenen Gesundheitssparten. Mit dieser Grundlage veranschaulichte Dobos die komplexen Interessen innerhalb einer Gruppe mit unterschiedlichen Gesundheitsprofessionen. Die drei Hauptfaktoren Zeit, Hierarchie und Kommunikation würden den interprofessionellen Dialog erschweren oder sogar blockieren.

Dr. Elisabeth Haslinger-Baumann vom Department Pflegewissenschaft an der FH Campus Wien hielt gemeinsam mit Prof. Dr. Johann Behrens, von der Martin Luther Universität Halle Wittenberg einen Workshop zum Thema „Evidenzbasiertes, interprofessionelles und klientInnenzentriertes Arbeiten im Health Care Prozess“

Zwei Tage mit 103 Kurzvorträgen

Im Vorfeld konnten wissenschaftliche Beiträge eingereicht werden. 103 Kurzvorträge und Posterpräsentationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz entsprachen den geforderten Kriterien und gelangten zur Vorstellung bei der Fachtagung an der FH Campus Wien. Alleine 22 Beiträge reichten Lehrende und Studierende der FH Campus Wien ein. Kamila Pomej vom Studiengang Diätologie, analysierte die „Interprofessionalität im diätologischen Setting – Therapie von Reizdarmpatient*innen“ und machte damit den dritten Platz in einer Kategorie.

Gesundheitswissenschaften
Angewandte Pflegewissenschaft