22. Mai 2017

„Ich bin komplett“

 

Möglichst natürliche Bewegungen trotz künstlicher Hand – das ist für Menschen mit myoelektrischer (Teil-)Handprotothese ein realistisches Ziel. Ergotherapeutin Susanne Breier sprach bei den Campus Lectures über den Weg dorthin.

Die Amputation einer Hand oder der Finger ist ein traumatisches Erlebnis. Für die Lebensqualität und das Berufsleben ist es umso wichtiger, dass Prothesen der neuen Generation mehr als bloß als einfacher Ersatz für verlorene Gliedmaßen sind: sie sind individuell angepasst, maximal ästhetisch und vor allem hochfunktionell – fast mit Fingerspitzengefühl.

Der lange Atem

Susanne Breier, Ergotherapeutin und zertifizierte Handtherapeutin (DAHTH, EFSHT) war auf Einladung des Departments Gesundheitswissenschaften zu Gast an der FH Campus Wien. Ihr Thema: die Besonderheiten in der Therapie bei myoelektrischen Teilhandprothesen – von den einzelnen Stufen des Prothesentrainings über Assessmentverfahren bis zur Ergebnismessung. Durch die Anpassung einer myoelektrischen Teilhandprothese könne der Verlust einzelner Finger oder von Teilen der Hand ausgeglichen werden. „Die Prothesenfinger werden so angeordnet, dass wichtige Greifformen wie Lateralgriff, Präzisionsgriff oder zylindrischer Griff möglich sind. Verbliebene Restfinger werden dann individuell in die Gestaltung einbezogen, sodass am Ende alle zusammenspielen“, so Susanne Breier. Während des Trainings werden uni- und bilaterale Tätigkeiten mit der Prothese geübt. „Ein intensives Training macht mit der Prothese und ihren Möglichkeiten vertraut, zu hinterfragen ist jedoch, ob der/die PatientIn auf lange Sicht zufrieden, motiviert und aktiv dabei?“ ruft sie ins Bewusstsein. Damit eine Prothese langfristig angenommen werde, sei es wichtig, sich auf die individuellen Bedürfnisse zu konzentrieren und die Zusammenarbeit vor allem zwischen TherapeutIn und TechnikerIn, von Anfang zu stärken. Dieser Moment in der Therapie, wenn die ProthesenträgerInnen wieder dieses „ich bin komplett“ ausstrahlen, der ist auch heute noch etwas ganz besonderes für sie.

Susanne Breier im Interview

Gesundheitswissenschaften