12. Mai 2021
Bestes Beispiel für einen länderübergreifenden Wissensaufbau zu funktionaler Sicherheit (Functional Safety) für das autonome und hochautomatisierte Fahren ist der gemeinsam entwickelte akademische Lehrgang Functional Safety for Automotive ISO 26262.
Das Weiterbildungsangebot ist eine spezielle Entwicklung des Vienna Institute for Safety and Systems Engineering (VISSE) in Zusammenarbeit mit TTTech Auto. Start war im Herbst 2020 mit den ersten 24 Teilnehmer*innen aus Spanien, Deutschland, Österreich, der Türkei und Serbien. Diese schließen den Lehrgang trotz Pandemie und Lockdowns wie geplant zum Ende des Sommersemesters 2021 als „Academic Safety Engineers“ ab.
TTTech Auto ist spezialisiert auf Sicherheitssoftware und hat mit MotionWise eine serienerprobte Softwareplattform für das automatisierte Fahren entwickelt. Das dafür nötige Wissen um die zentrale Sicherheitsnorm für Straßenfahrzeuge ISO 26262 muss dafür im Unternehmen kontinuierlich ausgebaut werden. In Zusammenarbeit mit den Safety-Expert*innen der FH Campus Wien wurde dafür ein internationaler Lehrgang geschaffen, der sich an Entwickler*innen der verschiedenen TTTech Auto Standorte richtet. TTTech Auto ist als international tätiges Unternehmen mit über 1.200 Mitarbeiter*innen neben Österreich in Deutschland, Spanien, Zentral- und Osteuropa sowie Asien und den USA vertreten.
„Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit dem Vienna Institute for Safety and Systems Engineering der FH Campus Wien zusammenzuarbeiten“, sagt Nikola Teslic, Senior Vice President Customer Programs & Engineering bei TTTech Auto. „Als Unternehmen, das auf Sicherheitssoftware für anspruchsvolle Automobilanwendungen spezialisiert ist, bilden wir ständig Softwareingenieur*innen aus und weiter. Gemeinsam mit dem renommierten Institut VISSE, einer führenden Einrichtung in der funktionalen Sicherheit, legen wir mit dem gemeinsamen Lehrgang einen Grundstein für die zukünftige Wissensbasis in diesem Bereich.“
Die Forscher*innen des Kompetenzzentrums Vienna Institute for Safety and Systems Engineering (VISSE) beschäftigen sich seit über 15 Jahren mit der Safety-Thematik und arbeiten in mehreren Projekten eng mit der Industrie zusammen. Als erste Adresse für Safety – sowohl für die funktionale Sicherheit als auch für den neueren Ansatz der inhärenten Systemsicherheit – konzipierte das VISSE den zweisemestrigen akademischen Lehrgang Functional Safety for Automotive ISO 26262 entsprechend den hohen Anforderungen von TTTech Auto und setzte ihn gemeinsam mit dem Unternehmen auf. „Unsere Kooperation ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Hochschulen und die Industrie sich durch die Pandemie nicht beirren lassen, konsequent zusammen weiter zu machen und länderübergreifend Wissen für die Zukunft aufbauen“, so Hans Tschürtz, Leiter des VISSE und des Masterstudiums Safety and Systems Engineering an der FH Campus Wien.
Die 24 Teilnehmer*innen eignen sich Safety-Wissen im Bereich der funktionalen Sicherheit und der übergeordneten Systemsicherheit an. Breiten Raum nehmen Normen und Standards für den Automotive-Bereich, und hier speziell ISO 26262, ein. Die angehenden Safety-Ingenieur*innen lernen systematisch-methodisches Vorgehen kennen, um selbstständig Lösungskonzepte im Sinne der inhärenten Systemsicherheit entwickeln zu können. Ergänzend dazu vertiefen sie ihre Kenntnisse im Projekt- und Prozessmanagement (ASPICE) zugeschnitten auf den sicherheitskritischen Bereich. Die Organisation des Lehrgangs mit starken E-Learning-Elementen erwies sich als Glücksgriff: trotz Corona-Pandemie und Lockdowns in den Herkunftsländern der Teilnehmer*innen lief die Weiterbildung ohne Einschränkungen weiter, die Teilnehmer*innen werden den Lehrgang zu Ende des Sommersemesters abschließen. „Damit sind die Mitarbeiter*innen von TTTech Auto ganz vorne mit dabei in Sachen Safety und kennen den letzten Stand der Forschung“, freut sich Hans Tschürtz.
Der akademische Lehrgang Functional Safety for Automotive ISO 26262 ist stark an das bestehende Masterstudium Safety and Systems Engineering angelehnt. Er legt den Fokus jedoch auf die funktionale Sicherheit in Verbindung mit der ISO 26262, während im Masterstudium der disziplinen- und technologienübergreifende Ansatz den Schwerpunkt bildet und das Studium auch auf andere Branchen (Railway, Maschinen- und Anlagenbau, Prozessindustrie, Flugindustrie, etc.) eingeht. Darüber hinaus wird die inhärente Systemsicherheit für hochautomatisierte und autonome Systeme im Kontext von System-of-Systems stark belichtet. Die Orientierung am Curriculum des Masterstudiums ermöglicht den Teilnehmer*innen des Lehrgangs jedenfalls ein Upgrade auf das Studium.
In der aktuellen Folge „Autonom fahren – sicher!“ spricht Hans Tschürtz über die Systemsicherheit autonomer Fahrzeuge.
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