14. Dezember 2015
„Größer werdende soziale und alltagskulturelle Unterschiede in Wohngebieten machen soziale Begleitprozesse notwendiger denn je“, lautete eine wichtige Erkenntnis der ersten Campus Lectures des Masterstudiengangs Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit.
Die Besiedelung von Neubaugebieten wird immer mehr als sozialer Prozess gesehen, bei dem soziale Begleitung dazu beiträgt, dass BewohnerInnen sich einen neuen Wohnraum oder Stadtteil aneignen. Ein aktuelles Beispiel ist die Wohnanlage „Oase 22“ in Neu-Stadlau, für die die Stadtteilarbeit der Caritas Wien vor Ort unter dem Motto "Gemeinschaftliches Wohnen" ein Quartiersmanagement eingerichtet hat und von Februar 2013 bis September 2015 den Aufbau einer lebendigen Nachbarschaft begleitete. Den Auftrag erteilten die BauträgerInnen BUWOG, GESIBA und ÖSW. Das Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit der FH Campus Wien übernahm die begleitende Evaluierung. Mit der sozialen Nachhaltigkeit bei der Besiedelung des „Sonnwendviertels“ beim Hauptbahnhof setzten sich Studierende des Masterstudiums Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit im Rahmen von Gruppenarbeiten auseinander.
Im Rahmen der Campus Lectures präsentierten Dipl.-Ing.in Dr.in Katharina Kirsch-Soriano da Silva, Mag.a Magdalena Hubauer und Lukas Botzenhart die Stadtteilarbeit der Caritas der Erzdiözese Wien zum „Gemeinschaftlichen Wohnen in der Oase 22“, Christoph Stoik MA die begleitende Evaluierung durch die FH Campus Wien. Nicole Hausmann und Ilija Kugler gewährten Einblicke in die studentische Forschung zum „Sonnwendviertel“.
An der anschließenden Podiums- und Publikumsdiskussion nahmen Susanne Reppé (Büro der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung), DDipl.-Ing. Daniel Glaser (MA 50 - Wohnbauforschung und internationale Beziehungen), Ing. Ewald Kirschner (Generaldirektion GESIBA), Michael Herbeck (Projektentwicklung BUWOG), Dipl. Ing.in Gudrun Peller (Gebietsbetreuung Stadterneuerung Favoriten) und Harald Prokopetz (Bewohner der Oase 22) teil. Fragen wurden aufgeworfen und Erkenntnisse gewonnen:
> BauträgerInnen und BewohnerInnen sehen große Vorteile, wenn Besiedelungsprozesse in Neubaugebieten sozial begleitet werden.
> Soziale Begleitprozesse werden notwendiger aufgrund der größer werdenden sozialen und alltagskulturellen Unterschiede in Wohngebieten.
> Es braucht mehr Forschung, um zu verstehen, wo und wie viel soziale Begleitung sinnvoll ist.
> Faktoren der Entwicklung von sozialem Wohnen sind Schaffung von leistbarem Wohnraum, räumliche Angebote für Mitgestaltung und Begegnung und die Entwicklung sozialer Organisation und Kommunikation.
> Die Entwicklung und Organisation von nachhaltigen und offenen Kommunikationsstrukturen in Wohnanlagen benötigen Ressourcen und Zeit.
> Wie viel kontinuierliche Begleitung brauchen schon etablierte Kommunikationsstrukturen?
> Welches Verständnis von Nachbarschaft wird durch soziale Begleitprozesse produziert – zwischen vormodernen dörflichen Vorstellungen und Vorstellungen moderner Urbanität?