30. November 2015
Wie erleben und verstehen Kinder und Jugendliche Armut in ihrem Alltag? Wie sehen die sozialen Netzwerke der Kinder im schulischen, freizeitbezogenen und familiären Rahmen aus? Welche Unterstützungen und Möglichkeiten erfahren sie, Probleme zu bewältigen? Und nicht zuletzt: welche Wünsche haben sie in Bezug auf ihre eigene Situation?
All diesen Fragen ging eine Kooperationsstudie der FH Campus Wien und der Volkshilfe Österreich in zwei unterschiedlichen Regionen – der Stadtgemeinde Leoben in der Steiermark und der Gemeinde Mattersburg im Burgenland – in detaillierten und qualitativen Interviews nach. Dazu befragt wurden 26 armutsbetroffenen, armutsgefährdeten und nicht-armutsgefährdeten Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren. Auf wissenschaftlicher Seite begleitete die Studie Elisabeth Raab-Steiner, Leiterin des Masterstudiums Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit sowie des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit an der FH Campus Wien.
Aus den Ergebnissen der Befragung geht hervor, dass Kinder und Jugendliche sehr verständnisvoll mit der finanziellen Situation der Eltern umgehen. Sie nehmen ihre Ansprüche zurück und wünschen sich vor allem kleine Dinge wie beispielsweise Kuscheltiere. Das Anderssein und Ausgegrenztsein erfahren armutsbetroffene Kinder und Jugendliche vor allem im Schulalltag. Hier benötigen sie die Unterstützung von VertrauenslehrerInnen oder SchulsozialarbeiterInnen, um über ihre Probleme sprechen zu können. Weitere Hilfsmaßnahmen umfassen die offensive Förderung armutsbetroffener Kinder, beispielsweise durch kostenlose Nachhilfeangebote. Dies hat auch die FH Campus Wien zum Anlass genommen, ein neues Förderprojekt für sozial benachteiligte Jugendliche zu starten.
Mit der Teilnahme an dem Projekt „Skill Improver“ des Vereins für Training, Integration und Weiterbildung (T.I.W.) macht die FH Campus Wien einen weiteren Schritt, ihrem Bildungsauftrag bereits bei der jüngeren Generation umzusetzen. Aus diesem Grund können Studierende ab 2016 ihre Fähigkeiten für einen guten Zweck einzusetzen und sozial benachteiligten Jugendlichen ehrenamtlich Nachhilfeunterricht zu erteilen. Statt einer Entlohnung bekommen die Studierenden ein Zertifikat über die von ihnen erbrachten Leistungen. Dieser Nachweis ist hilfreich für den Einstieg ins Berufsleben.