8. Januar 2018
Bei den Campus Lectures präsentierte Maya Zumstein-Shaha von der Berner Fachhochschule eine Studie, in der erstmals erhoben wird, wie PatientInnen selbst die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen und Gesundheits- und Krankenpflegepersonen erleben.
Eine gelungene Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe wirkt sich auf die Behandlungs- und Verweildauer im Krankenhaus aus, so die einhellige Meinung. Bereits vor 20 Jahren hielt das „Institute of Medicine“ (Washington) fest, dass in Amerika jährlich zehntausende PatientInnen aufgrund der Hospitalisation sterben. Die mangelnde interprofessionelle Zusammenarbeit wurde als Hauptursache dafür genannt. Seitdem werden immer wieder Strategien zur Verbesserung der Interprofessionalität entwickelt und in die Praxis umgesetzt – mit wenig durchschlagendem Erfolg.
In einer Studie mit Grounded Theory Ansatz wird zurzeit im Universitätsspital Bern die Perspektive der PatientInnen auf die interprofessionelle Zusammenarbeit für eine bessere Genesung erhoben – davon ausgehend, dass sie selbst ein partnerschaftlicher Teil dieser Zusammenarbeit sind. Das Department Pflegewissenschaft lud Maya Zumstein-Shaha an die FH Campus Wien ein, um die Zwischenergebnisse zu präsentieren.
PatientInnen werden selten in die Einschätzung der interprofessionellen Zusammenarbeit einbezogen, so die aktuelle Studie. Sie beobachten jedoch die Interaktionen zwischen den Fachpersonen und ziehen daraus ihre Schlüsse. Rund 10% der PatientInnen nehmen laut Studie Fehler im Rahmen der Hospitalisation wahr. Mögliche Folgen sind: Angst, Misstrauen oder abnehmende Therapietreue. Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Dauer des Spitalsaufenthalts oder bereits untergrabenes Vertrauen in die Fachpersonen verstärken die Aufmerksamkeit.
In der Studie wird empfohlen, die interprofessionelle Zusammenarbeit zu klären, eine konstruktive Fehlerkultur aufzubauen, Strukturen wie das „Critical Incident Reporting“ und eine Kultur der Offenheit zu fördern, mögliche Störungen zu bearbeiten und PatientInnen verstärkt einzubeziehen – und zwar gemäß ihren Bedürfnissen, Vorlieben und Wissenstand (Patientenzentriertes Modell, McCormack & McCance, 2010). Optimieren lässt sich die Zusammenarbeit zusätzlich, so eine weitere Empfehlung, wenn die Fähigkeiten von PatientInnen gefördert sowie mehr Informationen und benötigte Unterstützung gegeben werden (Empowerment, Bravo et al., 2015; Say et al., 2006; Vahdat et al., 2014). Für PatientInnen ist laut Maya Zumstein-Shaha interprofessionelle Zusammenarbeit nicht einfach „nice to have“, sondern ist vielmehr „need to have“. Die Studie sei ein erster Schritt, weitere Untersuchungen müssten folgen.