7. Juni 2024

Das war die Campuslecture "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt"

 

„Es muss auf vielen Ebenen angesetzt werden, um Femizide zu verhindern“, sagt Christina Kopf vom Verein „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ – ein Projekt der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser auf der Campus Lecture am 22.5.2024, veranstaltet durch den Masterstudiengang „Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“.

Gruppenbild Campus Lecture

Jede getötete Frau ist eine zu viel

Femizide sind vorsätzliche Tötungen von Frauen durch einen Mann aufgrund ihres Geschlechts bzw. von „Verstößen“ gegen patriarchale Rollenvorstellungen, wird die Soziologin und Aktivistin Diana Russel zitiert. Femizide sind dabei nur die Spitze des Eisbergs bei der Herabwürdigung und Gewalt gegen Frauen. 2023 gab es in Österreich 26 Femizide. Mit 41 Femiziden im Jahr 2018 sind die Zah-len in den letzten Jahren glücklicherweise rückläufig. Aber jede getötete Frau ist eine zu viel! 

StoP

Es sei von großer Wichtigkeit, dafür ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen. Dafür setze sich StoP ein, berichtet Stefanie Bernhofer. Aber auch die Nachbarschaft ist eine Ebene, auf der Femiziden entgegengewirkt werden kann. Immerhin werden die meisten Morde im privaten und häuslichen Umfeld der Frauen verübt. Mit „StoP“ – ein von Sabine Stövesand, von der HAW Ham-burg entwickeltes Konzept – werden Nachbar*innen dabei unterstützt, nicht wegzuschauen, wenn sie Gewalt beobachten, miteinander über Gewalt zu reden, betroffenen Frauen Unterstützung anzu-bieten und sich im Stadtteil klar gegen Gewalt zu positionieren. Neben der Vernetzung von Frauen und Männern im Stadtteil wird auch mit der Polizei zusammengearbeitet.

Masterarbeit zur Kooperation von StoP mit der Polizei

Clara Bauer berichtet über ihre Masterarbeit zur Kooperation von StoP mit der Polizei. Diese sollte eher darauf ausgerichtet sein, dass die Polizei mehr sensibilisiert wird, bei Gewalt gegen Frauen angemessen vorzugehen. Leider musste Clara Bauer im Rahmen ihrer Forschungsarbeit feststellen, dass gewaltbetroffene Frauen die Polizei nicht immer unterstützend erlebt haben, sondern sie manchmal sogar empfanden, nicht ernst genommen zu werden. 

Transformative Justice

Peter Peinhaupt verweist auf Erfahrungen aus der weltweiten Bewegung „transformative Justice“: aus einer intersektionalen Perspektive, wirken Ungleichheitsstrukturen gewalttätig und drängen Menschen in die Gewalt. Gesellschaften, deren Institutionen auf Gewalt aufbauen, wie die Polizei, können daher keinen Schutz für diskriminierte und ausgegrenzte Personen bieten – zitiert Peter Peinhaupt aus der abolitionistischen Perspektive. Weil Frauen zu wenig über staatliche Organe geschützt werden, wie beispielswiese People of Colour in den USA, haben sich diese zusammengeschlossen und organisieren sich selbst, um Gewalt entgegenzuwirken. Diese Erfahrungen seien nur begrenzt auf Österreich übertragbar, weil die Geschichte der Polizei in den USA und in Österreich nur eingeschränkt vergleichbar ist, so Peter Peinhaupt. Trotzdem leisten soziale Bewegungen auch in Österreich einen äußerst wichtigen Beitrag dafür, dass Gewalt gegen Frauen und patriarchale Gesellschaftsordnungen öffentlich kritisiert und diskutiert werden. Diese Diskurse müssen auch in akade-mischen Kontexten geführt werden, wie über die Masterarbeiten die im Rahmen des Masterstudiengangs „Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“ entstanden sind, sagen Studiengangsleiterin Elisabeth Steiner und Christoph Stoik. Aber auch die gesamte Hochschule muss ein Zeichen setzen, meint Rektor Heimo Sandtner: „Für uns als Hochschule mit einem gesellschaftlichen Auftrag ist dies ein wichtiges Thema: wie können wir dazu beitragen, die Situation möglicherweise zu verbessern? Durch die Bearbeitung des Themas auf der wissenschaftlichen Ebene mittels Bachelor- und Masterarbeiten, durch die Bearbeitung von relevanten, praxisnahen Forschungsprojekten und durch unsere Absolvent*innen, die bestens ausgebildete Sozialarbeiter*innen sind.“

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