27. September 2024

FH Campus Wien Baufachtagung 2024: Innovation und Nachhaltigkeit

 

Die Bauwirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Ziel ist eine langfristige Reduzierung von Ressourcen. Hierfür braucht es Innovation und klare Schritte zu mehr Nachhaltigkeit. Mit diesem Thema beschäftigten sich Vortragende und Teilnehmer*innen der Baufachtagung der FH Campus Wien am 26. September 2024.

Claudia Link, Departmentleiterin Bauen und Gestalten sowie Studiengangsleiterin Masterstudium Bauingenieurwesen - Baumanagement der FH Campus Wien und Martin Stopfer, Leiter Bauherrnmanagement der FH Campus Wien

Die Expert*innen der Bauindustrie fokussierten sich in den Vorträgen und Diskussionen auf innovative Ansätze zur Ressourcenschonung und einer ganzheitlichen Betrachtung des Lebenszyklus von Bauwerken. Sie zeigten auf, wie ökologische Lösungen die Bauprozesse zukunftsfähig machen und beleuchteten aktuelle Entwicklungen in Planung, Materialbeschaffung, Bauausführung und Gebäudebetrieb. Weitere Themen waren die Ressourcenoptimierung durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI), rechtliche Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit sowie Innovationen und nachhaltige Bauprozessoptimierung.

„In einer Zeit, in der die globalen Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit immer drängender werden, müssen wir in der Baubranche eine Vorreiter*innenrolle einnehmen“, sagt Claudia Link, Departmentleiterin Bauen und Gestalten der FH Campus Wien, in ihrer Begrüßungsrede. „Wir wissen, dass der Bausektor einen erheblichen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft hat“, schließt sich Martin Stopfer, Leiter Bauherrnmanagement der FH Campus Wien, an.

Klimawandel – Fakten gegen Fake und Fiction

Keynotespeaker Marcus Wadsak lieferte in seinem Vortrag den aktuellen Stand der Wissenschaft mit Antworten auf die brennendsten Fragen zum Thema Klimawandel. „Es wird heiß und es wird immer heißer werden. Die Zeit zum Handeln ist jetzt, denn wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spürt und die letzte, die etwas dagegen tun kann“, sagt Wadsak. Der Fokus liege dabei auf den Sektoren Mobilität, Energie und Ernährung.

Ressourcenoptimierung mittels Digitalisierung

Angesichts aktueller Herausforderungen wie hohe Zinsen, Fachkräftemangel und Materialknappheit sind innovative Ansätze wie die „Twin Transformation“ gefragt, die digitale und nachhaltige Transformation vereint. Zunehmende Regularien, unter anderem durch die EU-Nachhaltigkeitspolitik, fordern umfangreiche Datenerhebungen auf Baustellen. Eine immer größere Rolle spielt auch die Künstliche Intelligenz (KI) in der Bauindustrie. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben kann KI Architekt*innen und Ingenieur*innen unterstützen und so Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit verbessern. Allerdings ist die Nutzung einer Künstlichen Intelligenz energieintensiv und hat somit Umweltauswirkungen. Um nachhaltig zu sein, müsste KI mit erneuerbaren Energien betrieben und effizient genutzt werden. Auch der ethisch korrekte Umgang mit KI im Bauwesen ist ein zentraler Punkt. Hier braucht es sorgfältige Gestaltung, Training und Kontrolle. Dies schließt die Qualität der Daten, die Einhaltung von Gesetzen und Transparenz gegenüber allen Beteiligten ein. Der Mensch bleibt im Fokus, um einen verantwortungsvollen und sinnvollen Einsatz von KI sicherzustellen.

Rechtliche Entwicklungen in der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit im Bau erfordert vertragliche Festlegungen für umweltschonende Baumethoden, Geräte und Materialien, um bei Verstößen rechtliche Konsequenzen wie etwa Schadensersatz zu vermeiden. Alternative Vertragsmodelle wie Allianzverträge, GU+, TU und ECI können deshalb bei Bauprojekten genutzt werden, um Konflikte zu minimieren und Nachhaltigkeitsziele durch KPIs und Bonus-Malus-Systeme zu integrieren. Neben wirtschaftlichen Anreizen und rechtlichen Vorgaben sind nachhaltige Sanierungen des Gebäudebestands entscheidend, da nur ein Prozent jährlich erneuert wird.

Innovative Forschung und nachhaltige Bauprozessoptimierung

SABINA, ein Forschungsprojekt der FH Campus Wien, hat die umfassende Nachhaltigkeitsbewertung für Straßenoberbauten zum Ziel. Dabei werden die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte des gesamten Lebenszyklus berücksichtigt. Ein Online-Tool ermöglicht Anwender*innen, verschiedene Bauweisen und Materialien hinsichtlich ihres Treibhauspotenzials, Energieverbrauchs und ihrer Dauerhaftigkeit zu vergleichen, um so Einsparungspotenziale zu identifizieren und nachhaltige Bauweisen zu fördern. Auch Lehmbaustoffe bieten großes Potenzial, die Bauwirtschaft ressourcenschonender zu gestalten. Projekte wie Cycle Terre in Frankreich zeigen, dass selbst Aushublehm, der bei Bauprojekten oft als Abfall anfällt, sinnvoll wiederverwertet werden kann. Neben der Materialwahl spielt auch die Gebäudesanierung eine entscheidende Rolle, um die Klimaziele zu erreichen. Da 80 % der Gebäude, die 2050 benötigt werden, bereits existieren und viele davon energetisch ineffizient sind, besteht erheblicher Bedarf an umfassenden Sanierungen. Eine ganzheitliche Betrachtung des Gebäudelebenszyklus ist daher entscheidend, um die Energieeffizienz zu steigern und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien erfordert jedoch nicht nur technische Innovationen, sondern auch das Engagement aller Mitarbeitenden. Eine erfolgreiche Transformation kann nur dann gelingen, wenn alle Beteiligten für die Dringlichkeit des Themas sensibilisiert werden.

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