5. April 2019

Nachbarschaftsprojekt „StoP Partnergewalt"

 

Sabine Stövesand von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) stellte am 29.3.2019 im Rahmen der Campus Lectures das sozialraumbezogene Handlungskonzept zur Prävention häuslicher Gewalt vor.

Podiumsdiskussion

 

Mit dem Nachbarschaftsprojekt „StoP Partnergewalt“ in Wien – Margareten wird seit Februar 2019 versucht, Menschen in Stadtteilen für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren und die Nachbarschaft zu mobilisieren.

Nachbarschaft als wesentlicher Faktor

Gewalt findet nicht im luftleeren Raum statt. Oft weiß das soziale Umfeld davon, Nachbar*innen ahnen, hören, sehen etwas. Ihre (Nicht-)Reaktion hat Einfluss, kann Täter*innen ermutigen oder behindern. In Krisensituationen sind sie diejenigen, die am schnellsten für die Betroffenen erreichbar wären und umgekehrt den kürzesten Weg hätten, um zu intervenieren. Gewaltbetroffene sind umso gefährdeter, je weniger sozial eingebunden sie sind und je anonymer, indifferenter die Nachbarschaft ist. Studien belegen, dass die Zahl tödlicher Beziehungs- und auch schwerer Partner*innengewalt in guten und einmischungsbereiten Nachbarschaften signifikant niedriger liegt. Hier setzt die Arbeit von StoP an. Auf fachlicher Grundlage der Gemeinwesenarbeit geht es um Enttabuisierung, Bewusstseinsbildung, den Aufbau sozialer Unterstützung bzw. die Förderung von Veröffentlichungs- und Interventionsbereitschaft durch Betroffene, Nachbarschaft und lokale Akteur*innen.

Diskussionspunkte und Ziele

In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema Involvierung von Nachbarschaft zu häuslicher Gewalt debattierten Maria Rösslhumer, Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, Evelyn Wysoudil, Stellvertretende Teamleitung wohnpartner und Sabine Stövesand, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, unter der Moderation von Christoph Stoik vom Mastersudium Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit der FH Campus Wien.

Zentrale Diskussionspunkte waren der Umgang mit territorialer Stigmatisierung sowie mit der Instrumentalisierung sozialer Kontrolle zur Ausgrenzung von Minderheiten und der Bekämpfung von „unerwünschtem Verhalten“ in Stadtteilen, wie in Programmen „lokaler Sicherheitspartnerschaften“. StoP zielt mit der Öffnung von Diskursen im Stadtteil mit einer emanzipatorischen Ausrichtung und der Betonung von Heterogenität darauf ab, die gesellschaftliche Dimension von Partner*innengewalt entgegen gebiets- bzw. milieubezogenen Zuschreibungen sichtbarer zu machen, sowie nachbarschaftliche Sensibilität und Unterstützungspotenziale zu stärken, ohne Schließungs- und Ausgrenzungsprozesse zu fördern. Das Interesse an der Ausweitung des Projektansatzes auf weitere Gebiete in Deutschland und Österreich ist hoch, was sich auch im Zuge der Veranstaltung gezeigt hat.

Weitere Infos auf:
www.stop-partnergewalt.org

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