8. Februar 2017
Ausgezeichnete Arbeiten zum Thema Suchtprävention und -therapie - den ersten, zweiten und dritten Preis der Stiftung Anton Proksch – Institut Wien erhielten AbsolventInnen des Masterstudiums Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit an der FH Campus Wien.
Stefan Tatschl, Carina Bittner und Pia Nashandasse überzeugten mit ihren Masterarbeiten. 60 wissenschaftliche Arbeiten waren eingereicht worden.
Immer mehr neue psychoaktive Substanzen kommen unter wechselnden Namen sowie veränderten chemischen Strukturen auf den (Online-)Markt. Gemeinsam sind die unabschätzbaren Risiken beim Konsum. Im Unterschied zum Suchtmittelgesetz wird durch das Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz jedoch nicht der Konsum, sondern lediglich die Angebotsseite kriminalisiert. Die damit ausbleibende Stigmatisierung verringert bei KonsumentInnen die Hemmschwelle, darüber zu sprechen. Für die noch junge Disziplin der Klinischen Sozialen Arbeit verbessert das deren Erreichbarkeit und die Chancen der Suchtprävention. Stefan Tatschl, der bei der Sucht- und Drogenkoordination Wien tätig ist, zeigt in seiner mit dem ersten Preis ausgezeichneten Masterarbeit auf, dass das Gesetz einen differenzierten Umgang mit dem Konsum und der Risikoeinschätzung von psychoaktiven Substanzen in der Gesellschaft fördern kann.
Zu den zentralen Anliegen der Sozialtherapie für Suchtkranke zählen die Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit und ihres Zugehörigkeitsgefühls. Carina Bittner untersuchte in ihrer Masterarbeit die Anwendbarkeit sozialtherapeutischer Interventionen bei Suchtkranken. Anhand der Ergebnisse von zehn Leitfadeninterviews belegte sie den hohen Stellenwert psychosozialer Diagnostikverfahren, um Betroffene nach einer stationären Therapie zu reintegrieren und sie bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen. Bittner ist in einer stationären Langzeitsuchttherapieeinrichtung (OIKOS GmbH) in Klagenfurt tätig.
Religiöse Spiritualität spielt im Leben vieler Suchtkranker eine Rolle. Ob und wie diese Komponente in psychosozialen Behandlungen und Betreuungen von Suchtkranken Thema ist, untersuchte Pia Nashandasse in ihrer Masterarbeit. Die im Rahmen der Studie durchgeführten Interviews ergaben, dass sogar Abhängige, die sich als nicht-religiös-spirituell einschätzten, an eine „höhere Macht“ glauben. Es stellte sich heraus, dass abhängige Personen, die religiös-spirituell praktizierend sind, sich als stabiler, weniger häufig rückfällig, unsicher oder ängstlich erweisen. Sie scheinen bessere Voraussetzungen zu haben, gegen das eigene Suchtverhalten anzukommen. Daher sei eine stärkere Auseinandersetzung mit religiös-spirituellen Lehrinhalten in der Ausbildung zur/m Klinischen SozialarbeiterInnen empfehlenswert. Nashandasse ist für die Psychosoziale Zentren GmbH in der Suchtberatung tätig.
Das Masterstudium Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit liefert in der entsprechenden Vertiefung theoretische Grundlagen für die psychosoziale und sozialtherapeutische Behandlung sowie Unterstützung von meist mehrfach belasteter „hard-to-reach“ Klientel. „Die spezielle Expertise ist notwendig, um mit Widerständen professionell umzugehen und KlientInnen wie Suchtkranke einem passenden Hilfesystem zuzuführen“, so Studiengangsleiterin Elisabeth Steiner. www.fh-campuswien.ac.at/sozraum_m
Die Stiftung Anton Proksch – Institut Wien verleiht seit 2015 die Forschungs- und Förderpreise jährlich an AbsolventInnen von Fachhochschulen für Soziale Arbeit, wissenschaftliche MitarbeiterInnen oder StudentInnen der Fachrichtungen Soziologie, Politikwissenschaft, Volkswirtschaft, Medizin oder Psychologie. Diese werden jährlich für Arbeiten zur Suchtprävention und -behandlung sowie der beruflichen Rehabilitation und (Re-)Integration von Suchtkranken vergeben.