1. März 2019

Wenn das Wünschen nicht mehr hilft …

 

Karin J. Lebersorger, Klinische- und Gesundheitspsychologin, sprach im Rahmen der Campus Lecture am 24. Jänner 2019 über das Thema Baby 4.0. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen sichere Eltern-Kind-Beziehungen nach medizinisch assistierter Reproduktion.

Mann hält Baby im Arm

 

Wenn das Wünschen nicht mehr hilft, greifen Eltern immer öfter zu künstlicher Befruchtung. 40 Jahre nach der Geburt des ersten außerhalb des Mutterleibs gezeugten Menschen, werden in den westlichen Industrieländern ca. 3 % der Babys nach medizinisch unterstützter Empfängnis geboren - Tendenz steigend. Standen bisher medizinische Aspekte im Vordergrund von Diskussionen, rücken zunehmend psychodynamische Herausforderungen für Eltern und Kinder in den Fokus Sozialer Arbeit und diverser Gesundheitsberufe.

Essentiell: Offenheit und Transparenz

Karin J. Lebersorger erklärte in ihrem Vortrag, dass aus Sicht des Kindes Offenheit von Anfang an unerlässlich ist. Das gilt für alle Formen assistierter Empfängnis, besonders, wenn „biologisch Andere“, also andere Personen, als jene, welche später eine Familie mit dem Kind bilden, einbezogen werden.

Folgende Faktoren können die wichtige Identitätsfindung spätestens in der Jugend erheblich erschweren:

  • fehlende Akzeptanz von emotionalen Bruchstellen
  • eine unbekannte genetische Herkunft
  • Heimlichkeiten zur Entstehung des Kindes
  • Tabuisierung der multiplen Elternschaft

Für die emotionale Gesundheit der lang ersehnten Wunschkinder sind daher vor allem Transparenz zu ihrer Entstehungsgeschichte und realistische elterliche Erwartungen bedeutsam. Professionelle Helfer*innen können durch Wissensvermittlung und verstehende Begleitung unterstützen, sodass es Eltern gut gelingt, mit der Situation umzugehen und die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag für das Gelingen familiärer Beziehungen.

Informationen zur Vortragenden

Dr. Karin J. Lebersorger, Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin (WPV; IPA) und Supervisorin.
Standortleiterin Institut Nord des Instituts für Erziehungshilfe (Child Guidance Clinic) Wien, Mitarbeiterin der Down-Syndrom-Ambulanz des Krankenhauses Rudolfstiftung, freie Praxis, nominiertes Mitglied der Arbeitsgruppe „Qualitätssicherung frühe Kindheit“ der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit.
Lektorin an der Wiener Psychoanalytischen Akademie, der FH Campus Wien (Studiengänge Soziale Arbeit und Logopädie-Phoniatrie-Audiologie)

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