3 Fragen 3 Antworten mit Johannes Bergmair

Save Food: weniger Lebensmittelabfälle durch Verpackung

 Müllberge - das ist das Bild in den Köpfen vieler, wenn sie an Verpackung denken. Auf dem Müll landen aber nicht nur die Packmittel selbst, sondern auch viele Lebensmittel, da sie ohne entsprechenden Verpackungsschutz sehr rasch verderben. Johannes Bergmair zeigt auf, dass Verpackung nicht nur Abfall produziert, sondern optimierte Verpackungen gleichzeitig den Klimafußabdruck von Lebensmittelabfällen erheblich verringern können - selbst bei erhöhtem Verpackungsabfall.

DI Dr. Johannes Bergmair ist General Secretary der World Packaging Organisation (WPO). Er arbeitet für das OFI Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik im Bereich Werkstoffanwendungen, Lebensmittel & Verpackung und ist Lektor im Bachelorstudiengang Verpackungstechnologie.

Was heißt "nachhaltige Verpackung" am Beispiel Save Food, Food Waste bzw. Loss?

Laut Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gehen weltweit ein Drittel der Lebensmittel verloren oder werden weggeworfen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der Co2-Ausstoß, der mit der Herstellung dieser verlorenen Lebensmittel einhergeht, belegt weltweit Platz 3, hinter den von den USA und China verursachten Umweltbelastungen. Diese Verluste bedeuten, dass rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche umsonst bestellt wird. Sowohl Entwicklungs- als auch Industrieländer sind davon betroffen - bloß an verschiedenen Punkten der Wertschöpfungskette. In Industrieländern geht es um Food Waste beim Konsum und damit zusammenhängend eher um Lösungen des Smart Packaging, in Entwicklungsländern um Food Loss unmittelbar nach der Ernte. Hier stehen wir teilweise noch ganz am Anfang - das Ziel ist es, überhaupt zu verpacken, um Lebensmittel vor dem Verderb zu schützen.

Verpackung produziert doch Müll, wie kann sie dann helfen, Ressourcen zu schonen und Lebensmittelabfall zu reduzieren?

Wenn man sich den Energieeinsatz, der für die Ernährung einer Person in einer Woche notwendig ist, anschaut, so entfällt ein Zehntel des Energieaufwandes auf die benötigte Verpackung. Dieser Aufwand ist ungleich geringer als jene Energie, die für die Nahrungsmittelproduktion aufgewendet wird und die mangels optimaler Verpackung verloren gehen könnte. In diesem Sinne braucht es eine gesteigerte Effizienz der Nahrungsmittelproduktion, um den Bedarf von rund neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 zu decken. Der Beitrag von Verpackung lässt sich am Beispiel von Gurken zeigen: Geschützt von nur 1,5 Gramm Kunststofffolie ist es möglich, das Produkt bis zu 14 Tage frisch zu halten. Ähnliches gilt auch - wie eine Studie der denkstatt in Kooperation mit der Altstoff Recycling Austria AG zu dem Thema aufzeigt - für Fleisch, das in einer "Darefresh"-Verpackung eingeschweißt wird. Dadurch wird die Haltbarkeit von 6 auf 16 Tage erhöht und die Abfallmenge um 16% gesenkt. Und bei der Weiterentwicklung von dem, was aktive oder intelligente Verpackung können, gibt es noch ein großes Innovationspotenzial.

Wie sieht Ihre Vision für 2050 aus?

Bis 2050 kennt jeder den positiven Ökoimpact, den Verpackung hat, nämlich das Füllgut nachhaltig zu schützen und damit weltweit knapper werdende Ressourcen zu schonen. Für die Lebensmittel- und Verpackungsproduktion bedeutet das, dass Verpackungen in Lebenszyklusanalysen von Lebensmitteln und das Thema Save Food in Ökobilanzen von Verpackungen wie selbstverständlich mit einbezogen werden. Das Ziel ist klar definiert: "Optimaler Produktschutz bei minimalem Einsatz von Verpackung, so wenig wie möglich - so viel wie notwendig".


Studiengänge

Bachelor

Nachhaltige Verpackungstechnologie

berufsbegleitend

Bachelor

Nachhaltiges Ressourcenmanagement

berufsbegleitend