22. September 2023
Zum ersten Mal lud das Department Bauen und Gestalten der FH Campus Wien bei der Baufachtagung am 21. September zum Branchentreff und Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.
Dabei widmeten sich Vorträge und Diskussionen der gemeinsamen Gestaltung einer nachhaltigen Bauwirtschaft mit dem Ziel der Klimaneutraliät bis 2040. Das Department Bauen und Gestalten spannte unter der Themenklammer Innovation und Ökologisierung gemeinsam mit Branchenexpert*innen einen inhaltlich weiten Bogen: von rechtlichen Rahmenbedingungen, klimabedingten Anforderungen an Bau- und Projektplanung, Ökologisierung durch Initiativen in der Forschung und Entwicklung bis hin zu Innovationen in den Bauprozessen. Denkanstöße von Keynotespeaker Matthias Strolz genauso wie Diskussionen verstärkten das Bewusstsein, dass vor allem Transparenz die vertrauensfördernde Grundlage für Entwicklung und Einsatz neuer Technologien bildet.
„Die Bauwirtschaft ist Teil eines kontinuierlichen Innovationsprozesses, der vor allem auf Ökologisierung fokussiert“, so Doris Link, COO und ehemalige Departmentleiterin Bauen und Gestalten der FH Campus Wien, und Martin Stopfer, Leiter Bauherrnmanagement der FH Campus Wien, bei der Begrüßung zur 1. Baufachtagung. „Interdisziplinäre Kooperation und Innovationskultur des Bausektors sind und bleiben gefordert.“ Neue Technologien wie BIM, Beton aus dem 3D-Druck oder KI verändern zunehmend die Baubranche und schaffen die Basis für die Entwicklung nachhaltiger Prozesse und Prozessoptimierungen. Die Baufachtagung zeigte Lösungswege und Best Practice-Beispiele namhafter Unternehmen aus allen Bereichen des Bauwesens.
Fotogalerie Baufachtagung 2023 (© FH Campus Wien / Schedl)
Tagungsband zum Download: Baufachtagungsband 2023 – Innovation und Ökologisierung
„Neues hat immer mit Irritation zu tun“, so Matthias Strolz zum Auftakt der Baufachtagung. „Es muss zwicken, sonst kommt nichts Neues.“ Er rät, die eigene Identität und den Status Quo sich klar vor Augen zu führen und anzuerkennen, um mit diesem Bewusstsein, den Schwung zu holen für dringend notwendige weitere Schritte. „Die Welt ist VUKA geworden, sie ist volatil, unsicher, komplex und ambivalent", beschreibt Strolz. Klarheit über die eigene Identität, den Mut aufzubringen, auf Irritation anders zu schauen und die Zukunft als Raum wahrzunehmen, den jede*r aktiv miterschafft, sind seine Lösungsansätze – auch für die Bauwirtschaft und den Handlungsdruck in Bezug auf Ökologisierung.
Gesetzliche Rahmenbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene adressieren umweltbezogene Zielsetzungen und stellen die Bauwirtschaft vor neue Herausforderungen. Darunter fallen beispielsweise die EU-Taxonomie, das Lieferkettengesetz, das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz oder, im Bereich der Bauverträge, die geänderte ÖNORM B 2110. Nachhaltige Beschaffung, Ressourcenschonung, vermehrt Instandhaltung und Kreislaufwirtschaft sind Ansatzpunkte zur Dekarbonisierung und Green Transformation. Städte- und Gebäudeplanung sind gefordert, Entwürfe in Bezug auf Klimaresilienz auszurichten, das inkludiert beispielsweise auch Überlegungen in den Bereichen Hitze- und Entwässerungsmanagement. Welcher Ansatzpunkt zur Ökologisierung auch betrachtet wird, es bedarf des Commitments aller an einem Bauvorhaben Beteiligter.
Ressourcenschonung, Einsatz ökologischer Rohstoffe wie etwa Holz, Lehm oder Schafwolle zur Dämmung, Abfallvermeidung, Lebenszyklusdenken, effizienter Materialeinsatz und Automatisierung bei größtmöglicher Individualisierung – die Anforderungen an nachhaltiges Bauen sind breit gefächert. Forschung und Innovationen kommen maßgebende Bedeutung für künftiges klimagerechtes Bauen zu. Bei der Baufachtagung präsentierten Forschende aus dem Kompetenzzentrum für Bauen und Gestalten der FH Campus Wien beispielsweise Forschungsresultate für die datenbasierte 3D-Druck-Produktion von vorgespannten Betonbiegebauteilen.
In Bezug auf Prozessoptimierung gilt es den Einsatz von KI-Tools in den Phasen Planung, Ausführung und Betrieb von Gebäuden abzustimmen und zu optimieren, sind sich die Expert*innen bei der Baufachtagung einig. Änderung des Mindsets und einen Hebel für Ressourceneinsparung spricht Organisator der Baufachtagung und Vortragender an der FH Campus Wien, Martin Stopfer, Lean Thinking zu: „Vermeidung von Verschwendung in Prozessen und eine verbesserte Kultur der Zusammenarbeit sind Grundideen von Lean Management und haben positive Auswirkung auf den ökologischen Fußabdruck. Bis spätestens 2030 wird Lean dem Stand der Technik entsprechen.“