10. Mai 2023
Vielfältige Themen und praxisnahe Einblicke in den Hebammenberuf bot die Pre-Conference „In den besten Händen – Hebammen* am Puls“ am 4. Mai.
Der Internationale Hebammentag findet seit mehr als dreißig Jahren am 5. Mai statt. Zahlreiche Aktionen und Informationsveranstaltungen machen auf den Wert der Hebammenarbeit aufmerksam. Anlässlich dieses Tages lud der Studiengang Hebammen der FH Campus Wien gemeinsam mit der Landesgeschäftsstelle Wien des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) und dem Hebammenzentrum – Verein freier Hebammen zu einer Pre-Conference ein. Rund 230 Teilnehmer*innen aus Österreich und Deutschland, darunter Studierende des Bachelorstudiums Hebammen, Lehrende, Forschende und Hebammen aus dem klinischen und außerklinischen Bereich sowie Vertreter*innen aus geburtshilflichen Institutionen trafen sich bei der Pre-Conference an der FH Campus Wien.
Heike Polleit, Studiengangsleiterin Bachelorstudium Hebammen, Marianne Mayer, Landesgeschäftsstelle Wien des ÖHG und Regina Zsivkovits, Geschäftsführerin des Hebammenzentrums – Verein freier Hebammen eröffneten die Veranstaltung. „Ich möchte mich mit dieser Tagung einerseits für den unermüdlichen Einsatz in der praktischen Ausbildung bedanken und andererseits den Raum für Fortbildung und fachlichen Austausch zur Verfügung stellen“, begrüßte Heike Polleit die Teilnehmer*innen.
In medias res ging es nach den einleitenden Eröffnungsworten mit Vorträgen zu verschiedenen Bereichen und Aspekten des Hebammenberufs, die aktuelle Themen und Entwicklungen beleuchteten. Den Anfang machte Georg Froese, ärztlicher Geburtshelfer im Klinikum Mödling. Im Sinne eines gelingenden Risikomanagements plädierte er für eine gute Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Hebammen und den Abbau von Hierarchien zwischen den Professionen: „Hebammen brauchen Ärzt*innen und diese brauchen Hebammen.“ Daniela Kriegisch, Lehrende im Bachelorstudium Hebammen, schloss mit den Erkenntnissen ihrer Masterarbeit an, in der sie erforschte, warum manche Erstgebärende sich eine Hausgeburt wünschen. Still wurde es im Auditorium als Karin Lawugger über Gewalt in der Geburtshilfe sprach. Die Hebamme und ehemalige Geschäftsführerin des Hebammenzentrums ging in ihrem Vortrag der Frage nach, wie Hebammen und Ärzt*innen das machtvolle Ereignis Geburt respektvoll betreuen können. Neben der Fähigkeit, sich als Hebamme auch kritisch selbst zu hinterfragen, sei es wichtig, Hebammen in die Schwangerenvorsorge miteinzubeziehen, denn diese könnten Frauen ein realistisches Bild von Geburt vermitteln. Von Gewalt im weiteren Sinne handelte auch der Vortrag von Bettina Kraus, Study Nurse, Hebamme und Stillbeauftragte des St. Joseph Krankenhaus Berlin, zum Thema Stillberatung von Frauen mit Adipositas. Die Hebamme und Stillberaterin erklärte, dass neben den vielschichtigen medizinischen Faktoren auch Diskriminierungen durch das medizinische Personal in diesem Kontext nicht zu vernachlässigen seien.
Neben den praxisnahen Fachvorträgen bot die Pre-Conference auch die Möglichkeit zur Vernetzung. Die angehenden Hebammen konnten sich mit etablierten Fachkolleg*innen in angeregten Gesprächen austauschen und neue Kontakte knüpfen. In den Pausen lud eine Industrieausstellung dazu ein, sich über die neuesten Produkte, die von Kinderwunsch bis Stillzeit begleiten, zu informieren. Besonderes und gleichzeitig kreatives Highlight war die eigene Ausstellungsfläche der Hebammenstudierenden – dort wurden selbstgemachte Häkelbrüste als Anschauungsmaterial für die Stillberatung ausgestellt und verkauft.
Zum Abschluss stellte Heike Polleit Eckpunkte und Rahmenbedingungen der Hebammenausbildung im außerklinischen und freiberuflichen Kontext vor und schloss mit einem Plädoyer für die freiberufliche Hebammenarbeit als relevantes Professionalisierungsmerkmal. „Freiberufliche Hebammenarbeit ist gut für die Frau, für die Hebamme und den Berufsstand“, so Polleit. Es gelte gemeinsam Konzepte zu entwickeln, um den Berufsnachwuchs zeitgemäß auszubilden.