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Bei fast allen Menschen nimmt das Durstgefühl im Alter ab. Ältere Menschen merken deshalb oft zu spät oder gar nicht, dass sie zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Die Folgen können fatal sein. "Es treten Verwirrtheitszustände und Desorientiertheit auf, es kann zu Verletzungen aufgrund von Stürzen, zu Infektionen und sogar Organversagen kommen", sagt Elisabeth Haslinger-Baumann von der FH Campus Wien: "Vor allem bei älteren Menschen, die in der Hauskrankenpflege versorgt und nicht rund um die Uhr persönlich betreut werden, ist es schwierig, sicher zu stellen, dass sie genug Flüssigkeit zu sich nehmen.
Mit einem "schlauen" Trinksystem wollen Forscher*innen der FH Campus Wien jetzt Abhilfe schaffen. Im Projekt "Drink Smart" arbeitet ein interdisziplinäres Team von Forscher*innen aus den Bereichen Technik, Pflegewissenschaft und Gesundheitswissenschaften an der Entwicklung eines intelligenten Becherhalters, der mithilfe von Sensoren ermittelt, wie viel man getrunken hat. Nimmt man zu wenig Flüssigkeit zu sich, erinnert der Becher mittels optischer und akustischer Signale daran, mehr zu trinken. Neu und bisher einzigartig am Trinksystem der FH Campus Wien ist seine Integration in das elektronische Pflegedokumentationssystem, das in der Hauskrankenpflege standardmäßig eingesetzt wird. "Pflegepersonen werden künftig die Möglichkeit haben, dafür zu sorgen, dass die von ihnen betreuten Personen ausreichend trinken, auch wenn sie selbst gerade nicht vor Ort sind", sagt Haslinger-Baumann. Ziel des Projektes ist es, die Autonomie von älteren Menschen soweit zu stärken, dass sie weiterhin zu Hause leben können.
Der smarte Trinkbecher befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase. Ausgangspunkt dafür waren umfassende Erhebungen. "Wir wollten wissen, wie ein smarter Trinkbecher aussehen muss, damit er auch benutzt wird", sagt Haslinger-Baumann. Befragt wurden betroffene ältere Menschen sowie deren Angehörige, Pflegepersonen und Entscheidungsträger*innen in Pflegeorganisationen. Aus den Ergebnissen der Befragungen ist vorerst ein Modell (ein sogenannter "Mock-up") für einen smarten Trinkbecher entstanden. Basierend auf dem Mock-up wird aktuell der Prototyp entwickelt. Er besteht aus einem Becherhalter und einem handelsüblichen Becher aus Kunststoff. Das Trinkverhalten wird mittels Sensoren anhand von Flüssigkeitsmenge und Neigungswinkel gemessen. Die Daten werden an eine Basisstation übertragen und können auf Wunsch ins elektronische Pflegedokumentationssystem integriert werden.
Derzeit arbeitet das Team an den technischen Funktionen des smarten Bechers. Großen Wert legt Elisabeth Haslinger-Baumann aber auch auf das Design, weiß sie doch nur zu gut, wie wichtig neben der Funktionalität das Aussehen für die Akzeptanz von unterstützenden Technologien ist: "Gebrechlichkeit soll und darf in diesem Zusammenhang nach außen nicht sichtbar sein. Das ist uns nur allzu bewusst und deshalb ist uns das Design des Bechers auch sehr wichtig", so die Pflegewissenschaftlerin. Der Prototyp wird bis Jahresende fertig sein. Er wird dann in sechs Monaten Feldarbeit getestet und - unter Berücksichtigung aller ethischen Grundsätze in der Forschung - gemeinsam mit den potenziellen NutzerInnen evaluiert werden. Am Ende des Projektes, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert wird, soll im Herbst 2018 ein fertiger Prototyp eines smarten Trinkbechers stehen. Die Firma Schorm, Hersteller von Kunststoffgläsern und gemeinsam mit der Softwarefirma akquinet ristec und dem Pflegedienstleister MIK OG Projektpartner der FH, will diesen Prototyp anschließend dann auf den Markt bringen.
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