9. September 2022
Sicherheitskultur in der Kritischen Infrastruktur (SIKU) und Effiziente, sichere und bauliche Haftgestaltung (ESBH)
Der Fachbereich konnte mit Einreichungen für zwei KIRAS-Projekte die Jurys in der Vergaberunde 2022 des österreichischen Sicherheitsforschungsprogramms überzeugen. Noch heuer startet die Arbeit; geleitet werden beide Projekte von Claudia Körmer.
Sicherheitskultur in Organisationen wurde bisher hauptsächlich in Zusammenhang mit Unfällen erforscht. „Aktuell nehmen aber intentionale Gefahren stark zu, dazu zählen etwa Wirtschafts- und Industriespionage, Korruption, Veruntreuung, Cyberangriffe, Diebstähle und Übergriffe auf Beschäftigte. ‚Security Culture‘ kann bis dato nicht wissenschaftlich erfasst und gestaltet werden, wir wollen das erstmalig erheben und analysieren“, beschreibt Körmer die innovative Zielsetzung. Dabei stellen sich Fragen der Befolgung innerbetrieblicher Sicherheitsnormen oder auch die (Er-)Klärung von möglichen Verstößen.
Das Projekt SIKU ist für zwei Jahre geplant. Angewendet wird dabei ein Mixed-Method-Ansatz aus qualitativer Analyse, qualitativen Befragungen von Schlüsselpersonen sowie Führungskräften und standardisiertem Fragebogen für Beschäftigte. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen leitet das Team Empfehlungen für die gesamte KRITIS ab. Als hochkarätige Partner sind hier die Wirtschaftskammer Österreich, die Johannes Kepler Universität Linz – Zentrum für Kriminologie, der Wiener Gesundheitsverbund, die ÖBB Holding AG und die Austrian Power Grid (APG) involviert.
Das zweite Projekt „Effiziente, sichere und bauliche Haftgestaltung in Justizanstalten in Österreich (ESBH)“ fokussiert auf Standards zur baulich-technischen Haftgestaltung in Justizanstalten. Diese sind bisher sehr heterogen – neben Neubauten finden sich zahlreiche, unter anderem denkmalgeschützte Bestandsgebäude, die den Bedürfnissen von Anstaltsleitung, Beschäftigten und Insass*innen sehr unterschiedlich entsprechen. „Im Projekt werden wir den Status quo der 23 österreichischen Justizanstalten – also der gerichtlichen Gefangenenhäuser und Strafvollzugsanstalten – erheben und beschreiben.
In der Folge werden neun Justizanstalten ausgewählt, die mittels sozialwissenschaftlicher Methoden untersucht werden sollen, auch im Rahmen von Begehungen durch ein interdisziplinäres Team aus Architektur, Bauingenieurwesen, Digitalisierung, Kriminologie und Sicherheitsforschung. Internationale Erfahrungen und Best Practices fließen in die Arbeit ein. Weiters werden die inneren Abläufe (Logistik) in Haftanstalten dokumentiert und ebenfalls aus einer interdisziplinären Perspektive ausgewertet. Körmer erklärt: „Ende 2024 soll schließlich ein praxisorientierter Planungskatalog vorliegen, der die Grundlage für ein digitales Zertifizierungstool darstellt. Das soll öffentliche Ausschreibungen beschleunigen und effektiver machen sowie Modernisierungen erleichtern.“
Als Bedarfsträger sind hier das Bundesministerium für Justiz (BMJ) sowie die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) eingebunden. Auch das Bundesministerium für Inneres (BMI) soll von den Ergebnissen bei künftigen Umgestaltungsmaßnahmen polizeilicher Anhaltezentren profitieren.
Am 20. September 2022 stellt Claudia Körmer die Ergebnisse des Projekts AQUS II bei der 12. KIRAS-Fachtagung in Wien vor.
Die Publikation findet sich hier zum Download.